Das echte Straßenmonster

Amerika schickt einen neuen Super-Pick-up auf seine Straßen: eine umgebaute Zementmischmaschine

Amerika hat den Geländewagen erfunden. Das Auto und den passenden Namen dazu. Ab 1940 griff der Jeep aktiv ins Kriegsgeschehen ein. Ein kleines, funktionales Ding ohne Dach und ohne Türen. Aber mit einem zusammengeklappten Spaten über dem Seitenschweller. Wo der Jeep ist, so lautete seine Botschaft auch in Friedenszeiten, sind die Straßen nicht nur weit – sondern vor allem ganz weit weg.

Amerika hat den Geländewagen domestiziert. Hat ihn ausgebaut zum Eisbrecher unter den Straßenkreuzern. Längst sind die besonders wuchtigen, voll ausgestatteten Wagen wie der Ford Expedition oder ein Cadillac Escalade zum Synonym ganz unterschiedlicher, aber typisch amerikanischer Erfolgsstorys geworden: Ein böses Auto für böse Jungs und eine fahrende Trutzburg für die Familie. Performance Cars nennen die Amerikaner selbst jene Wagen, deren Nutzwert vor allem einmal im Metaphorischen liegt.

Der unbestrittene King of the Road war in dieser Disziplin bis dato der Hummer (sprich: Hammer). Auch er war, wie dereinst der Jeep, eigentlich dem Militär vorbehalten. Arnold Schwarzenegger war in den Neunzigerjahren die erste Privatperson, die im zivilen Hummer durch Kalifornien cruisen durfte. Heute posiert der Hummer in jedem dritten HipHop-Video.

Aber der Hummer hat Konkurrenz bekommen. Und die ist mit einem Einstiegspreis von knappen 100.000 Dollar zwar nicht teurer – dafür aber ungleich monströser ausgefallen. Dem Navistar CXT scheint es nur um eines zu gehen: Um Superlative. Mit einem Leergewicht von sieben Tonnen und einer fast ebenso hohen möglichen Zuladung ist er längst mehr Truck denn Jeep. Und ein Lkw findet sich auch in seiner Ahnenreihe. Die Firma Navistar, in den USA erfolgreicher Produzent von Baumaschinen, hat den bis zu 500 PS starken CXT von einem Zementmischer abgeleitet. Und das für potenzielle Privatkunden, so ein Firmensprecher, „die wirklich ein Statement machen möchten“.

Eine solche Aussage ist dabei etwa der Verbrauch, bis zu fünf Liter – auf zehn Kilometer. Eine andere seine Exklusivität. Nur etwa fünfzig umgebaute Zementmischer will Navistar jährlich produzieren. Zum Vergleich wurden von der jüngsten Hummer-Generation H2 im vergangenen Jahr weltweit fast 35.000 Stück verkauft.

Nach Deutschland wird der CXT ohnehin nicht exportiert. Die einzige Klientel, die sich hierzulande für umgebaute Lastwagen interessiert, wird auch weiterhin bei ihren Rot-Kreuz-Hanomags bleiben: Denn der Monstertruck von Navistar passt in keine Wagenburg.CLEMENS NIEDENTHAL