letzte Fragen

Warum spucken weibliche Fußballprofis nicht ständig auf den Rasen wie ihre männlichen Kollegen? (4. 10.)

Vielleicht ist ihnen das Ballspielen wichtiger als das „ständige Auf-den-Rasen-Spucken“? Wolf Schairer

Die Spuckerei, die ihren Ursprung in orientalischen Opferriten zur Besänftigung der Erdgeister hat, regt die Kopfdurchblutung und den männlichen Stoffwechsel an. Sie ist eine friedliche Form der Reviermarkierung und von daher zutiefst männlich. Männer sind ja auch die Opfer. Wir erinnern uns an den Fladen im Gesicht von Jeremies im Jugoslawienspiel. Das ging ja über den Bildschirm. Und auch Rudi Völler wurde 1990 im Spiel gegen Holland von einem Auswurf ereilt. Damals entstand der Begriff Ausscheidungswettkämpfe. Die Chinesen stellen deshalb umsichtig Spucknäpfe am Spielfeldrand auf. In der Antike sah man die Spuckerei positiver. Für den römischen Arzt Plinius den Älteren ist Speichel gar ein „Heilmittel vom Mann“. Nachzulesen in seinem 28. Buch im Kapitel „Ex viro medicinae et observationes“, wo es heißt: „Zu den Abwehrmitteln gehört es, auf gelassenen Harn zu spucken, auf ähnliche Weise in den Schuh des rechten Fußes, ehe man ihn anzieht, wenn einer über eine Stelle gehen muss, an der irgendeine Gefahr bestanden hat.“ Und bekanntlich ist für Männer das Spielfeld voller Gefahren!

Max Steinacher, Tübingen

Klar, weil sonst ihr Lippenstift verwischt! Lisa (11), Dortmund

Weil ihnen die Spucke wegblieb, als sie in der Jubiläums-taz den Max-Merkel-Artikel über Frauenfußball lasen.

Rita A. Herrmann, Hannover

Weil die Damen, im Gegensatz zu den Herren, spielen wie ganze Kerle. Deswegen dürfen die sich auch so benehmen!

Kathrin Schwirn, Halle an der Saale

Warum werden manche Tageszeiten als „unchristlich“ bezeichnet? (4. 10.)

Als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, war es noch früh am Morgen (er hatte ein bisschen Schiss, gesehen zu werden). Gegen diese frühmorgendliche Ruhestörung liefen die Anwohner Sturm und verfluchten Luthers Reformation als „unchristlich“, der schwerste Vorwurf, den man in damaliger Zeit einem Thesenschreiber und Heimwerker machen konnte. Das Ganze ist dann ein bisschen eskaliert, 1521 musste Luther sich vor dem Reichstag in Worms vor Kaiser Karl V. wegen frühmorgendlicher Ruhestörung verantworten. Auf die Frage, ob er sein schändlich Tun widerrufe, antwortete Luther, er „kann nicht anders“. So hat sich die christliche Kirche gespalten und die frühen Morgenstunden gelten (zumindest den Gegnern der Reformation) als „unchristlich“.

Martin d’Idler, Oberhambach

Weil man, wenn man sehr früh aufstehen muss, ganz ungläubig auf die Uhr schaut, wenn man geweckt wird.

Kathrin Schwirn, Halle an der Saale

Unchristliche Tageszeiten sind stets frühmorgens, wenn kein „braver Christenmensch“, sondern nur lichtscheues Gesindel unterwegs ist. Gegenfrage: Sind Bäcker stets des Teufels?

Ralf Henrichs, Münster

Was tun, wenn eine bedrohte Tierart eine bedrohte Pflanzenart frisst? (27. 9.)

Eine spontane Umfrage unter Artenschutzexperten des WWF Deutschland ergab folgende Antworten:

1) Die bedrohte Tierart bekommt Nachhilfeunterricht. Lektion 1: „Ich darf keine bedrohten Pflanzenarten mehr fressen!“ Anschließend langsame Gewöhnung an fleischige Ersatzkost, wahlweise an Tofu.

2) Naturschützer überzeugen die bedrohte Tierart, mit einem Hungerstreik auf die eigene Bedrohung aufmerksam zu machen. Das löst eventuell beide Probleme auf einmal.

3) Es wird auf das Dressing (Ketchup, Remoulade, Majonäse) verzichtet, dann schmecken die bedrohten Pflanzen sowieso nicht mehr.

4) Man schickt besser gleich UN-Friedenstruppen oder Blauhelm-Antilopen ins Krisengebiet, denn sollte es sich bei dem Opfer um eine Fleisch fressende Pflanze handeln, dürfte der Konflikt inzwischen eskaliert sein.

5) Man bilde eine Kommission, nach Möglichkeit eine interdisziplinäre, dann erledigt sich das Problem von selbst: Beide Arten werden irgendwann aussterben.

6) Wenn die Devise „Aug um Aug“ auch in der Wildnis gilt, handelt es sich hier bestimmt um eine giftige Pflanze. Mit dem 1:1-Unentschieden ist dann der natürliche Kreislauf wieder hergestellt. Wer zu doof ist und die Liste der bedrohten Arten nicht kennt, den bestraft das Leben.

7) Man bringt einen Vertreter einer noch bedrohteren Tierart dazu, den Vertreter der weniger bedrohten Tierart zu fressen, damit dieser die bedrohte Pflanzenart in Frieden lässt. Daraus ergibt sich dann die neue Frage: Was tun, wenn eine bedrohte Tierart eine andere bedrohte Tierart frisst?

8) Unter bestimmten Umständen kann es einer bedrohten Pflanzenart sogar zugute kommen, von einer bedrohten Tierart gefressen zu werden. Der Afrikanische Waldelefant trägt beispielswiese zur Verbreitung einiger Hartschalenfrüchte bei, indem er die reifen Früchte frisst und im Zuge der Verdauung knackt. Durch das Ausscheiden der Samen im Verbund mit reichlich Naturdünger unterstützt er die Vermehrung und Ausbreitung der bedrohten Pflanzenart an verschiedensten Plätzen. WWF-Pressestelle, Frankfurt a. M.

Diese Pflanzenart scheint sich aus eigener Kraft nicht verbreiten zu können. Pflanzen haben nur ein einziges bewegliches Stadium, nämlich den Samen oder allgemeiner ihre Verbreitungseinheit, die Choren oder anders ausgedrückt ihre Diasporen. Wahrscheinlich handelt es sich in diesem Fall um eine sehr spezialisierte Pflanzenart, die für ihre Verbreitung auf eine bestimmte Tierart angewiesen ist, die in ihrem Magen- und Darmkanal die Samen passieren lässt und an anderer Stelle ausscheidet. Fachlich ausgedrückt ist es die endozoochore Verbreitung, wenn ich Säugetiere als Beispiel anführe. Jetzt die Frage – warum sind beide Arten bedroht? Im Laufe der Evolution haben sich eben diese Pflanze und dieses Tier aufeinander eingestellt. Das Tier wird satt, wenn es diese Pflanze frisst, und die Pflanze kann sich nur so verbreiten. Früher hatten beide viel Platz auf unserer Welt und waren nicht gefährdet. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft wurde der Lebensraum dieser beiden sehr spezialisierten Arten zunehmender durch Düngung, Entwässerung, Bewässerung und durch intensiven Ackerbau verdrängt. Der Naturschutz erkannte den dramatischen Rückgang beider Arten, stufte sie als gefährdet ein und legte Schutzmaßnahmen fest. Was also zu tun ist: 1) Grün wählen 2) Im Naturschutz engagieren und aufklären. Wilfried Böhling, Stade

Warum gibt es im Fußballstadion keine Nichtraucherplätze? (27. 9.)

Ich habe da zwei Theorien: 1. Das so genannte „Vater-werden-Syndrom“. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass werdende Väter vor lauter Nervosität in einer Stunde circa 37 Zigaretten rauchen können. Bei einem Fußballspiel ist die gleiche Nervosität Anlass und Antrieb zum völlig übertriebenen Rauchen – weil ihr Baby (also die Mannschaft) entweder enorm schlecht oder enorm geil spielt. Da ist kein Platz für Nichtraucher. Und sollte doch mal ein Nichtraucher vor Ort sein, wird ihm flugs eine Zigarette angeboten und schon ist er süchtig. Zweite Theorie: Fußball ist ja nun mal irgendwie eine Männerdomäne. Männer sind hart. Gerade die, die zum Fußball gehen. Alles richtige Kerle. Nichtraucher werden leider immer noch oft als Warmduscher gesehen. Und bei den harten Jungs will natürlich keiner als Weichpflaume gelten. Und erst recht keiner zugeben, dass er es nicht in einem verqualmten (Freiluft-)Stadion aushält. Das ist der Grund. Ganz einfach. Ich als Frau rauche beim Fußball übrigens, weil’s zum Bier so prima schmeckt. Und wer sich über den Rauch beschwert, bekommt asap eins hinten drauf! („A.s.a.p.“ bedeutet übrigens „As soon as possible“, das hatte eure Red. neulichst mal hinterfragt.)

Christine Stempels, Hamburg

Nachdem mich diese Frage das ganze Wochenende stark belastet hat, habe ich gleich am Montag den Bremer Senator für Sport angerufen und die Information erhalten, dass die Nichtraucherplätze im hiesigen Stadion nicht extra gekennzeichnet seien, sich aber schräg gegenüber denen der Vegetarier, etwas unterhalb denen der Antialkoholiker und Diabetiker befänden, eine Regelung, die aber von Stadion zu Stadion variieren könne. Aber auch jeder andere Platz im Stadion würde mit Erwerb der Eintrittskarte zum Nichtraucherplatz, wenn sich ein Nichtraucher draufsetze. B. Treib, Bremen

Weil es nun mal keine Spezies auf dem Erdenrund gibt, bei der auch die weiblichen Exemplare das Ritual des Reviermarkierens praktizieren.

Uwe Tünnermann, Lemgo

Warum lassen sich Beipackzettel von Medikamenten nach dem Entfalten nie wieder in den Originalzustand zurückfalten? (20. 9.)

Die Fragestellerin nimmt die falschen Medikamente. Bei einigen homöopathischen Arzneimitteln wird der Beipackzettel um die Glasflasche gewickelt. Und da man ihn weder durchs Lesen noch durch die Einnahme der Arznei verknittert, kann man den Zettel wieder einfach aufrollen.

Holger Lauerer, Augsburg

Weshalb kann man bei starkem Gegenwind nicht einatmen? (30. 8.)

Der Gegenwind hält einem die Nase zu. Er möchte auch mal ohne Konkurrenz sein. Christine Stempels, Hamburg

Procedere: Letzte Fragen und letzte Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstraße 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 2 59 02-6 54; E-Mails bitte nur an fragen@taz.de