Schade um die jungen Leute

Ablehnungen sind für junge Menschen ein einschneidendes Erlebnis, erklärt Bildungsberaterin Gudrun Jaeger. Sie bietet ein Coaching für Schulabgänger an und erarbeitet mit ihnen einen konkreten Handlungsplan

von KAIJA KUTTER

Drei Jahre ist es her, dass sein Junge Abi machte, und seither mache er nichts, „jobbt nur ein bisschen rum“, beklagt ein Bekannter aus Itzhoe. Auf den gewünschten Medien-Studienplatz „hat mein Sohn bisher nur Absagen bekommen“.

Schilderungen wie diese bekommt Gudrun Jaeger zuhauf. „Die Schule ist ein Schonraum. Dort machen die Lehrer Angst – ‚wartet nur, bis ihr ins raue Leben kommt‘.“ Gleichzeitig machten Eltern Druck, ihre Kinder sollten studieren. „Viele junge Leute verfallen dann in eine Lethargie und tun gar nichts, um diesem Druck auszuweichen“, erklärt die Soziologin, die mit „Planquadrat“ jetzt ein auf Schulabgänger spezializiertes Beratungsinstitut gegründet hat. Denn es sei „schade um die jungen Leute“, die mangels Perspektive leicht einen seelischen Knacks bekämen.

Besonders empörend findet Jaeger die hohe Zahl Ablehnungen der Universität, weil sie diesmal auch Bewerber mit guten Noten traf. „Für junge Menschen ist es ein einschneidendes Erlebnis, abgelehnt zu werden. Man kann streiten, ob sie daran reifen.“ Es sei jetzt im Herbst aber auch zu spät für Alternativen wie eine Lehre oder das soziale Jahr.

Jaeger bietet verhinderten Studenten ein „Einzelcoaching“ an, in dem sie nach alternativen Studienorten sucht, über den eigentlichen Berufswunsch und die wirtschaftliche Lage spricht. Gecheckt werden auch Fristen, sei es für weitere Bewerbungen oder die Einreichung eines Widerspruchs, der mitunter doch noch zum Studienplatz führt.

Bei manchen ist die Unsicherheit über den Berufswunsch aber auch größer. „Es gibt viele Beratungsstellen. Aber in dem Wort Ratschlag steckt auch das Wort Schlag“, erklärt Jaeger, die nach langjähriger Tätigkeit an öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen ein Konzept für ein „Berufsfindungs-Coaching“ entwickelt hat, das die jungen Menschen mit einem konkreten Handlungsplan entlässt.

So werde auf der Grundlage eines analytischen Interviews und objektivierter, standardisierter Tests eine „Landkarte des Traumjobs“ zusammen mit dem Ratsuchenden erarbeitet. „Ich frage die jungen Leute nach ihren persönlichen Fähigkeiten und Wünschen und vergleiche diese mit den aktuellen Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“ Dabei heraus kämen manchmal ganz unerwartete Ergebnisse. Beispielsweise, dass der Sohn aus einer Akademikerfamilie am liebsten zur Feuerwehr möchte.

„Jeder hat mal irgendwas besonders gut gemacht. Da setzen wir an“, erläutert Jaeger. „Denn Erfolgserlebnisse machen Spaß. Und Spaß führt wieder zum Erfolg.“ Für manche der jungen Leute sind offenbar schon allein die Gespräche ein Erfolg. Jaeger: „Die sagen nachher ganz verwundert: ich habe noch nie so viel über mich selbst geredet.“