Urdrüs Kolumne
: Kenn’ wa doch

Selbst ein notorischer Nörgelbuff wie der Schreiber dieser Zeilen kann sich des Charmes der Bremen-Norder CDU-Kulturdame Sigrid Koestermann nicht vollends erwehren, zumal sie wohl zu den wenigen Angehörigen der Großkotzilation gehört, die einigermaßen glaubwürdig eigene Begeisterung für Kunscht und Gaukelei jenseits von Repräsentation und Eventschiene auslebt. Und so wäre auch ich wohl Wachs in ihren zarten Händen beim Sturmangriff auf die Fleischtöpfe der Subventionsküche zugunsten des „kuba“ Vegesack, warne sie aber doch bei aller Sympathie vor einem Vernünftlertum, welches das eine Projekt für das andere (hier: Kito) über die Klinge springen lässt: Zwar lehrt uns altbekannte Schlagerweisheit, dass jede neue Liebe wie ein neues Leben sei, doch auf dem verwesenden Kadaver alter Innigkeit ist wahres Glück nun auch nicht zu haben, schöne Frau – das wissen wir doch auch von ganz privat!

Inzwischen melden selbst lokalpatriotische Gazetten des Ruhrgebiets, dass es mit dem Alpincenter Bottrop bergab geht. Und da die Bremer Lokführer immer dann auf Züge springen, wenn die woanders entgleisen oder ins Abwrackdepot rollen, bietet sich ein Hallen-Skizirkus samt Rodelhügel doch eigentlich bestens für die Bespielung vom Richtweg-Theater nach dem Abnudeln des nächsten Mjusicals oder auch für die Spacepark-Leerstände an. Während ich diese milde Polemik in die Tasten haue, blickt mir mein Namensvetter Ulli über die Schulter und erinnert daran, dass sowas mit Schnee unterm Dach aus dem Umfeld von VEB „Szene Bremen“ längst vorgeschlagen wurde. Na eben, kenn’ wa doch, unsere Pappnasenheimer!

Schön, dass sich der Woltmershauser Beirat so große Sorgen um die Waller „Laubenbande“ macht, die hinter das Zollhaus an der Warturmer Heerstraße umgesiedelt werden soll. Der Platz sei kontaminiert und daher menschenunwürdig. Ich begrüße diese Anteilnahme und erwarte einen würdigen Alternativvorschlag in freundlicher und ruhiger Südlage – aber bitte nicht ganz woanders, wo schon andere Wahrer der Menschenwürde auf vertriebene Wagenburgler warten ...

Zum Beispiel Charakterdarsteller wie CDU-Hardliner Rolf „Bully“ Herderhorst, der jetzt in der Bürgerschaft als selbsternannter Anwalt einer muffelnden Nachbarschaft die sofortige Abschiebung einer geduldeten „Asylbewerberfamilie“ forderte. Auch ich fühle mich durch Typen wie Herderhorst belästigt, sehe mich in ihnen als Besitzer eines gleichartigen Personalausweises diskriminiert und würde doch nicht wollen, dass man so einen deportiert: „Man muss auch jönne könne“, wie der Kölner in mir sagt.

Was mag wohl den Herrn Fischer Joschka außer seinen großen Ohrmuscheln dafür prädestinieren, als Schirmherr des derzeit stattfindenden Bremer Klavierwettbewerbs für den Nachwuchs zu fungieren? Wehret dem Missbrauch Minderjähriger durch betagte Beziehungskrüppel – mahnt jedenfalls

Ulrich
„Wolfgang Amadeus“Reineking