Erotik als Lebenskraft

Gioconda Belli war gestern zu Gast bei Luise Scherf und präsentierte ihren neuen Gedichtband

Bremen taz ■ Auf der Konzertlesereise zu ihrem kürzlich in Deutschland erschienenen Gedichtband „Ich bin Sehnsucht, verkleidet als Frau“ machte Gioconda Belli gestern bei Luise Scherf halt. Die beiden Frauen verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch die Liebe zu Nicaragua.

Die Bürgermeistersgattin ermöglicht mit ihrer Unterstützung des Projekts „Música en los barrios“ Kindern in den Armenvierteln Managuas Musikunterricht. Die Schriftstellerin beteiligte sich in den 70er Jahren am Widerstand gegen die Somoza-Diktatur und setzt ihr politisches Engagement in der Literatur fort.

„Die Freude an den kleinen Dingen, das Vertrauen in die Zukunft – das geben die Menschen in Nicaragua nicht auf. Trotz Bürgerkrieg und Naturkatastrophen“, resümiert Belli die Stärke ihres Heimatlandes. Ihre Gedichte, die sie derzeit mit musikalischer Unterstützung durch Grupo Sal dem deutschen Publikum präsentiert, erzählen von der Mischung aus Lebenskraft und enttäuschter Hoffnung, aus Erotik und Heimatliebe.

Belli weiß, dass sie in ihrer Heimat gebraucht wird, in einem Land, in dem Dichter hoch angesehen sind und Lyrik beinahe als Nationalsport gilt. Deshalb unterstützt sie seit langem die Aktionen von „Pan y Arte“ – Entwicklungsarbeit, die davon ausgeht, dass die Menschen in Nicaragua nicht nur Brot, sondern auch Kunst benötigen. Der Erlös der Konzertlesereise unterstützt die Stiftung. Projekte wie „Música en los barrios“, aber auch ein Bücherbus und das unabhängige Kulturzentrum „Casa de los tres mundos“ in Granada werden so gefördert. vb