Kommentar: CDU auf Wählersuche
: Wahltaktik als Programm

Der CDU-NRW laufen Wähler davon. Nicht nur Forsa-Umfragen belegen die konservative Krise. Das Problem hat der von Landeschef Rüttgers geleitete Arbeitskreis jetzt in akademische Worte gefasst. Auf hohem Abstraktionsniveau debattierte man über „die Reaktion der CDU auf die Versuche der Menschen, die traditionelle Integrationsfähigkeit der Großstadtkultur angesichts einer sich verstärkenden Tendenz zu sozialen Verwerfungen aufrechtzuerhalten und neue Wege der Integration zu beschreiten“.

Doch ihre Großstadt-Affinität kann die CDU nicht verbessern, indem sie einfach nur den Bündnisgrünen nacheifert. Etwas mehr Verbraucherschutz, ein wenig Schwulenrechte – die Christdemokraten wollen sich grüner geben. Die vermeintliche Kurskorrektur ist nichts als Wahltaktik. Städtische Wähler registrieren, dass die neue Linie nichts mit der tatsächlichen CDU-Politik gemein hat. Seit ihrem Kommunalwahl-Triumph von 1999 haben die Christdemokraten in NRW vieles anders, aber wenig besser gemacht. Schwarzer Klüngel in Köln, ein Ankündigungs-Oberbürgermeister mit Rekord-Arbeitslosigkeit in Gelsenkirchen – und dazu der quartalswirre Joachim Erwin in Düsseldorf. Eine moderne Großstadtpartei sieht anders aus. MARTIN TEIGELER