Immer hinterm Keyboard versteckt

Am liebsten erschafft er unauffällig neue Sounds: Manolito Simonet, Kubas derzeit wichtigster Salsapianist, tourt durch den Norden

von Knut Henkel

Die Kangeroo Schiebermütze hat Manolito Simonet leicht in den Nacken geschoben, sodass die kurzen schwarzen Locken darunter hervorquellen. Über die Regler gebeugt sitzt der dunkelhäutige Kubaner im Egremstudio in Havannas Diplomatenviertel Miramar und brütet über der Feinabstimmung des neuen Albums. So recht zufrieden ist der Bandleader von Manuelito y Su Trabuco noch nicht – einige Sequenzen müssen noch einmal eingespielt werden, und auch die beiden Sänger sollen noch einmal ran.

Die Ansprüche von Kubas angesagtem Salsapianisten sind hoch. Er gilt als Perfektionist in der Branche und wird regelmäßig mit Juan Formell, dem Salsa-Altmeister, verglichen. Für Manolito ein übertriebenes Kompliment, denn der Bandleader von Los Van Van ist in Kuba ein Salsadenkmal, dem viel Respekt entgegengebracht wird.

Das gleißende Scheinwerferlicht ist nicht Manolitos Ding. Auf der Bühne verschanzt er sich hinter Piano oder Keyboards. Die Show überlässt er lieber den Sängern und Bläsern, um hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen. Mit diesem Rezept fährt der aus Camagüey, einer Provinzstadt im Osten der kubanischen Hauptstadt, stammende Songwriter gut. Und anders als viele der Salsa-Kapellen hat er es vermieden, auf billige Effekte zu setzen. Qualität und die eigenen Roots sind es, denen der Mann mit dem borstigen Oberlippenbart und der schweren Goldkette verbunden ist. „Son ist die Basis des Salsa und meine Alben tragen dieser Tatsache Rechnung“, erklärt der 43-jährige Musiker, der immer wieder Projekte abseits seines Trabucos realisiert hat. Am ersten Album der Son-Diva Caridad Hierrezuelo hat er genauso mitproduziert wie an der Wiederauferstehung von Generos Jimenez, dem legendären Bandleader der Banda Gigante von Sonlegende Benny Moré.

Respekt für die traditionelle Musik und die Liebe zu ausgefeilten Arrangements haben Simonet einen exzellenten Ruf innerhalb und außerhalb Kubas eingebracht. Genau deshalb hat er auch die Einladung zum diesjährigen „Festival Son Cuba“ erhalten. Seine einfühlsamen Arrangements und sein Spiel am Piano sind gefragt, wenn mit der Trova Camagüeyana, Bolerointerpret Pablo Varona, dem jungen Liedermacher Carlos Manuel Céspedes und dem jazzigen Magic Quartet de Saxophones ganz verschiedene Genres der kubanischen Musik beim großen Finale aufeinandertreffen.

An derartigen Aufgaben hat Manolito seinen Spaß. Altes und Neues zu verschmelzen und so einen neuen Sound zu schaffen, ist seine Spezialität. Davon kann man sich auch auf seinem jüngsten Album Locos por mi Habana überzeugen. Überaus funkig wirkt das Album, das er gerade in Japan vorgestellt hat. Ungewohnt sind auch die fetten Posaunenparts, die aber genauso gut in Havanna ankommen wie in Fernost. Dem Ruf als exzellenter Songwriter und Innovator ist Simonet mit dem Album erneut gerecht geworden. Man darf gespannt sein, was er sich für das „Festival Son Cuba“ hat einfallen lassen.

16.9. Bremen (Schlachthof), 17.9. Kiel (Halle 400), 18.9. Hannover (Pavillon), 19.9. Hamburg (Fabrik)