Rabatz in Grundschule

Erstklässler-Eltern wollen keine Computerräume, sondern ein Spielzentrum für ihre Kinder

Ein großes Transparent flatterte gestern an der roten Backsteinmauer der Schule in der Laeiszstraße im Karoviertel: „Spielzentrum statt Büros.“ Aufgehängt hatten es Jörg Mehnert und andere Eltern von Erstklässlern der Nachbarschule Ludwigstraße.

Aus Platzgründen sind die vier ersten Klassen der Grundschule Ludwigstraße in die Räume der benachbarten Schule ausgewichen. Sonst gibt es nur noch eine dritte und eine vierte Klasse im Gebäude. Die Hamburger Bildungsbehörde wird die Grundschule Laeiszstraße im Sommer 2006 schließen.

In der Hausmeisterwohnung hängt ein weiteres Plakat: „Wir brauchen Platz, sonst gibt‘s Rabatz“, steht dort in bunter Schrift. Genau diese ungenutzte Wohnung ist der Stein des Anstoßes. Die Bildungsbehörde will die 115 Quadratmeter ab Oktober 2004 für ein neues Projekt nutzen: Zusammen mit dem Computerkonzern IBM soll Software für Grundschüler entwickelt werden. „Grundschüler sollen an die Welt der Computer herangeführt werden. Gegen ein solches Projekt gibt es mit Sicherheit nichts einzuwenden“, sagt Behördensprecher Alexander Luckow.

Anders sehen das die Eltern. Sie fordern Spielmöglichkeiten für ihre Kinder. „Die Eltern aus dem Einzugsgebiet Laeiszstraße melden ihre Kinder jetzt in der Ludwigstraße an“, sagt Mehnert. Diese platze aus allen Nähten, zumal sie als Ganztagsgrundschule besonders attraktiv sei. Daher seien die Jüngsten schon umgezogen. Das Problem in dem neuen Gebäude: Es gibt zu wenig Freizeiträume für die wuseligen Erstklässler. Toben auf den Gängen ist tabu, das stört die älteren Schüler. „Wenn das Wetter gut ist, können wir auf den Hof ausweichen. Im Winter wird es ganz eng werden“, so eine Lehrerin.

Luckow erklärte, dass sich die beiden Schulen bei der Raumaufteilung arrangieren müssten. Die Behörde sei nur dafür verantwortlich, dass genug Räume zur Verfügung stünden. „In der Schule Laeiszstraße gibt es Freizeiträume“, so Luckow. Recht hat er: Die zwei Räume sind zusammen etwa 90 Quadratmeter groß – im Winter werden sich mehr als 100 Erstklässler in ihnen tummeln. Sebastian Siegloch