Ein Versorgungsfall

Die Rentenkasse von Radio Bremen soll offenbar ins Saturn-Gebäude investieren. Rundfunkräte irritiert

Bremen taz ■ Die Versorgungskasse von Radio Bremen liebäugelt offenbar damit, das marode Saturn-Gebäude an der Faulenstraße zu erwerben, zu renovieren und auf eigenes Risiko zu vermieten. Entsprechende Pläne soll der Vorstand des Versorgungswerkes dem Vernehmen nach auf der jüngsten Mitgliederversammlung präsentiert haben.

Das Saturn-Gebäude soll Teil des neuen Medienzentrums im Faulenquartier werden. Die staatliche Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) hatte das Gebäude dazu zunächst erworben – allerdings nur als „Sicherungsmaßnahme“. Ein privater Investor, so der letzte Plan, sollte den größten Teil des Gebäudes erwerben, sanieren, umbauen und auf eigenes Risiko an Medienunternehmen vermieten. Radio Bremen selbst wollte nur einen kleinen Teil für für eigene Zwecke übernehmen.

Inzwischen hat Radio Bremen über seine Tochtergesellschaft Radio Bremen Grundstücks-GmbH allerdings doch das komplette Gebäude erworben. Das bestätigte Radio-Bremen-Sprecher Michael Glöckner der taz. Man sei damit einer Vereinbarung mit dem Bremer Senat nachgekommen.

An eine Komplettnutzung durch den Sender selbst sei derzeit nicht gedacht, sagte Glöckner. Mit dem Kauf der Immobilie übernimmt der finanziell klamme Radiosender demnach das Vermietungsrisiko für den gesamten Bau. Die Option, einen privaten Investor zu finden, der dieses Risiko trägt, bleibe davon unbenommen.

Weil ein externer Investor nicht in Sicht ist, arbeitet Radio Bremen offenbar an einer Inhouse-Lösung. Unbestätigten Berichten zufolge plant das sendereigene Versorgungswerk, eine Art Zusatz-Rentenkasse für die Radio-Bremen-MitarbeiterInnen, die Immobilie zu erwerben. Das würde den Sender selbst finanziell entlasten – und das finanzielle Risiko eines Leerstands auf die Rentenkasse übertragen.

Dass das Versorgungswerk von Radio Bremen Immobilien erwerbe und gewinnbringend vermarkte, sei nichts Ungewöhnliches, heißt es. Kritiker bezweifeln indes, dass ausgerechnet das ehemalige Saturn-Domizil ein geeignetes Anlageobjekt ist. Ziel des Versorgungswerk, so die Kritik, sei immerhin, das eigene Vermögen – die künftigen Renten der MitarbeiterInnen – zu mehren. Das Thema soll heute im Rundfunkrat zur Sprache kommen. Armin Simon