Kartellamt untersagt Kabel-Monopol

Kabel Deutschland Gesellschaft darf letzte regionale Kabelnetze nicht kaufen. TV-Digitalisierung kommt ins Stocken

Dem liebsten Hobby der Menschheit stehen einschneidende Veränderungen bevor: Fernsehen wird digital. Doch Zuschauer, die ihr TV-Signal übers Kabel bekommen, haben das Nachsehen. Weil das Kartellamt den Zusammenschluss der letzten drei regionalen Kabelnetze unter dem Dach Kabel Deutschland (KDG) untersagen will, bleibt die digitale Revolution im TV-Kabel wohl bis auf weiteres in der Warteschleife. Und damit auch der von der Politik für 2010 geplante endgültige Umstieg vom analogen auf den digitalen Rundfunk.

Für größere Diskussion sorgt das bislang nicht – schließlich geht es nicht ums Programm, sondern nur um Technik. Doch das ist zu kurz gedacht: Denn Technik bestimmt, welche und wie viele Programme zu sehen sind. Dem TV-Kabel kommt dabei entscheidende Bedeutung zu: Schließlich empfängt die Mehrheit der 34 Millionen deutschen TV-Haushalte – 56,5 Prozent laut Jahrbuch Fernsehen – Bild und Ton über das früher staatliche Kabelnetz. Ein gutes Drittel (36,6 Prozent) hat eine Satellitenschüssel auf dem Dach, nur knapp 7 Prozent nutzen die klassische Antenne (Terrestrik).

Der digitale Ausbau des TV-Kabels und damit die angekündigte Programmvielfalt verspäten sich nun, da Kabel Deutschland bisher nur im Gesamtnetz die Möglichkeit sieht, die für die Digitalisierung notwendigen Investitionen wieder hereinzubekommen. Derzeit finden im analogen TV-Kabel maximal 35 bis 40 Kanäle Platz – im digitalen Kabel sind es mehrere hundert.

KDG gehören schon heute die Kabelnetze in 13 von 16 Bundesländern. Das Kartellamt will dem Unternehmen jetzt die Übernahme der Netze von Ish (Nordrhein-Westfalen), Iesy (Hessen) und Kabel BW (Baden-Württemberg) untersagen, weil die „marktbeherrschende Stellung“ von KDG bis hin zum Monopol ausgebaut würde. Das ist formal zwar richtig. Doch natürlich hätte das TV Kabel als Fernseh-Transporteur auch weiter Konkurrenz: Der Satellitenempfang wird immer wichtiger, seit Einführung des digitalen Fernsehens per Antenne (DVB-T) hat auch die Terrestrik wieder eine gewisse Berechtigung. Wegen hoher Sendekosten wird DVB-T aber voraussichtlich auf Ballungsräume beschränkt bleiben. Außerdem bietet auch der digitale Antennenempfang mit rund 30 Kanälen nur einen Bruchteil des via Kabel bzw. Satellit möglichen Programmspektrums.

Zusätzlich war KDG vor knapp zwei Wochen mit zahlreichen Zugeständnissen den Bedenken der Sender wie des Bundeskartellamts entgegengekommen: KDG will auf die Verschlüsselung bei den Free-TV-Sendern bis 2007 verzichten und bis 2010 kein eigenes TV-Programm veranstalten und damit den etablierten Sendern Konkurrenz machen.

Außerdem hat die bisherige Kabel-Saga gezeigt, dass ein in regionale Einheiten aufgeteiltes Netz offenbar nicht funktioniert: Bei der geplanten Fusion handelt es sich um alles andere als eine feindliche Übernahme. Ish, Iesy und Kabel BW wollen verkaufen – und andere Interessenten als Kabel Deutschland waren nicht in Sicht.

Jetzt gleicht die Situation der von 2002: Damals hatte der US-Konzern Liberty Media das Kabelnetz komplett kaufen wollen. Ein Kartellamtsspruch hatte dies verhindert – und zur heutigen Netzaufteilung geführt. Geschichte wiederholt sich eben doch. STEFFEN GRIMBERG