Ein Energiemonopolist von Putins Gnaden

Mit der Fusion von Gasprom und der staatlichen russischen Ölfirma Rosneft drückt sich der Kreml vor Strukturreformen

MOSKAU taz ■ Mit der Fusion des russischen Erdgasgiganten Gasprom und der staatlichen Ölfirma Rosneft zu einem der weltweit größten Rohstoffkonzerne hat der Kreml bei Investoren allerlei Begehrlichkeiten geweckt. Der Ausbau der Monopolstellung im Energiesektor deutet aber auch darauf hin, dass der Kreml überfällige Strukturreformen hinausschieben wird.

Das Kreml-Vorhaben ließ die Gasprom-Aktien bis auf 11 Prozent steigen. Analysten gehen davon aus, dass die Marktkapitalisierung des Konzerns bald mehr als 100 Milliarden Dollar betragen könnte. Gasprom zahlt für Rosneft mit 13 Prozent seiner Aktien und einer Milliarde Dollar. Bislang hielt der Staat 38 Prozent der Gasprom-Aktien, durch Eingliederung von Rosneft wächst der staatliche Anteil auf 51 Prozent. Außerdem kündigte Premierminister Michail Fradkow an, sobald die Eingliederung vollzogen sei, würden auch die für ausländische Interessenten gültigen Kaufbeschränkungen aufgehoben. Ausländische Investoren dürfen seit 1997 Gasprom-Aktien nicht mehr in Moskau erwerben, sondern mussten auf die wesentlich teureren, im Ausland gehandelten ADRs (American Depository Receipts) ausweichen. Sie sind zum Teil bis zu 60 Prozent teurer als die Moskauer Gasprom-Aktien.

Ganz überraschend kam die Nachricht von der Fusion indes nicht. Dass Alexej Miller, Vorstandschef des Erdgasgiganten und Putin-Intimus, an einem staatlichen Energiemulti bastelt, der perspektivisch den Öl-, Gas- und Strommarkt beherrschen soll, ist seit langem kein Geheimnis mehr. Dass russische Staatsunternehmen besonders ineffezient und korrupt sind, scheint Investoren dabei nicht abzuschrecken. Rosneft hat in der Branche einen schlechten Ruf und liegt mit einer Jahresproduktion von 20 Millionen Tonnen Öl weit hinter den Marktführern Lukoil und Yukos, die jeweils 90 Millionen Tonnen im Jahr fördern.

Die niedrige Produktivität Rosnefts wird mitunter auch auf notorischen Kapitalmangel zurückgeführt. Ob die Fusion daran grundlegend etwas ändert, bleibt abzuwarten. Die strukturellen Probleme löst sie jedenfalls nicht. Und auch die Pläne zur Liberalisierung der Gasförderung und des Zugangs zum Pipeline-System für alle am Markt operierenden Konzerne ist zunächst wieder ad acta gelegt. KLAUS-HELGE DONATH