Hamburgs tapferes Schneiderlein

Peter Rehaag (Schill-Partei) versucht zwei Vereine mit einer Klappe zu schlagen:Graffiti des HipHopHamburg e.V auf dem „Fixstern“-Bus sind Ziel seiner Aktion

Wenn die Themen Graffiti und „Fixstern“ zusammenkommen, hat Gesundheits- und Umweltsenator Peter Rehaag (Schill-Partei) seine beiden Lieblingsfeinde beieinander. Eine Gelegenheit, beide gemeinsam zu disziplinieren, lässt er nicht verstreichen.

Anlass bot ihm der Spritzenbus des „Fixstern“, den Mitglieder des Vereins HipHopHamburg mit Billigung des „Fixstern“-Betreibers Freiraum e.V. mit Graffiti verschönert haben. Der Bus, in dem Junkies betreut werden, hat mit seinem neuen Aussehen den Unmut der Behörde auf sich gezogen.

Vor allem der Spruch „Fixstern muss bleiben“, der auf der Rückseite des Busses prangt, bringt Rehaag auf. So beschwerte sich die Behörde schriftlich bei „Freiraum“, dass der Bus „seit geraumer Zeit verunstaltet und mit unqualifizierten Parolen besprüht ist“. Die Behörde könne es „nicht hinnehmen, dass aus Zuwendungsmitteln beschaffte Gegenstände derart beschädigt werden und in einem völlig unakzeptablen Zustand für einen aus öffentlichen Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg finanzierten Zweck eingesetzt werden“, empört sich Manfred Graßhoff vom Amt für Gesundheit in seinem Brief. Graßhoff spricht von einer „Entstellung des Erscheinungsbildes“ und fordert „Freiraum“ auf, dafür zu sorgen, dass der Bus „in das mit der Behörde abgestimmte Erscheinungsbild“ versetzt wird.

Der rauhe Ton der Behörde passt ins Bild: Der „Fixstern“ soll zum Jahresende auf Beschluss des Senats ohnehin dichtgemacht werden. HipHopHamburg, wo Graffiti-Sprüher betreut werden, erhält seit dem 1. Oktober keine Zuschüsse mehr.

Der Vorstand des „Fixstern“-Trägers Palette, Rainer Schmidt, hat der Behörde mittlerweile geantwortet: Schmidt habe sich auf den Graßhoff-Brief hin, so schreibt er, den Spritzentauschbus genauer angesehen. Er schreibt: „Ich kann Sie beruhigen: Beschädigungen am Bus haben wir nicht festgestellt: Der Bus ist fahrbereit und intakt.“ Im Übrigen könne Palette der Darstellung, der Bus sei verunstaltet, nicht folgen. Schmidt spricht stattdessen von einem „prächtigen Graffito, das den Bus ziert“. Die neue Aufmachung, so habe er festgestellt, „weckt die Aufmerksamkeit der Passanten und erfährt viel Lob“. Mit der gesprühten Meinungsäußerung „Fixstern muss bleiben“ befinde sich HipHopHamburg immerhin in Gesellschaft mit St. Jakobi-Hauptpastor Mohaupt, dem früheren Bürgermeister Henning Voscherau und Landesbischöfin Maria Jepsen, zählt Schmidt auf. PETER AHRENS

Im Rahmen der Kampagne „Hamburg hilft Fixstern – Fixstern muss bleiben“ tritt am 16. Oktober Alt-Bürgermeister Henning Voscherau um 20 Uhr in den Räumen des Fixstern, Schulterblatt 75, auf. Einen Tag später ist Bischöfin Jepsen dort zu Gast, die wie weitere Prominente bei der Veranstaltungsreihe mitwirkt.