Airlines gehen in die Luft

Streit am Dortmunder Flughafen: Angeblich werden Billigflieger dort bevorzugt behandelt. Andere Fluglinien setzen sich nun lautstark zur Wehr

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Oliver Kurtz gibt sich gelassen: „Klappern gehört zum Geschäft“, sagt der Sprecher des Dortmunder Flughafens, den die Drohungen der Lufthansa offenbar nicht sonderlich beeindrucken. Am Mittwoch hatte die größte deutsche Fluglinie angekündigt, künftig weniger Gebühren an den Flughafen zu zahlen und überdies die Flüge ab Dortmund zu reduzieren. Damit reagiert die Lufthansa auf die im Juli eingeführte Gebührenordnung des Flughafens, auf das „New and Existing Routes Expansion Scheme“, kurz: Neres. Demnach sollen Fluglinien belohnt werden, die neue Strecken in Dortmund installieren, sprich: mehr Menschen ins Terminal locken.

Mit ihren Bedenken gegenüber Neres ist die Lufthansa nicht allein. Zuvor hatten schon Hapag Lloyd und Air Berlin verlauten lassen, das System zu boykottieren. Hintergrund des Streits ist die angebliche Bevorzugung von Billig-Fluglinien, namentlich des britischen Anbieters Easyjet. Dieser startet seit Mitte Juli von Dortmund aus in die Welt – und scheint bisher der einzige zu sein, der von Neres profitiert. Nach Angaben von Air Berlin zahlt Easyjet fünf Euro pro Passagier, abzüglich diverser Marketing-Zuschläge. „Die zahlen also nur zwei Euro und wir 15“, sagt Peter Hauptvogel, Sprecher bei Air Berlin. „Ungleiche Behandlung“ nennt er das und vermutet, das System sei nur erfunden worden, um Billigflieger nach Dortmund zu locken.

Diesen Vorwurf weist Flughafen-Sprecher Kurtz zurück: „Wir wollen Flüge, Strecken und Airlines gewinnen“, sagt er. Deshalb gelte das Angebot für alle Gesellschaften. Nun habe Easyjet acht Strecken installiert, sieben davon seien neu. Deswegen greife das neue System dort derzeit am besten. Allerdings könnten auch andere Gesellschaften neue Linien schaffen: „Jeder kann die Kapazität erreichen“, so Kurtz.

Air Berlin-Sprecher Hauptvogel macht eine derartige Argumentation sauer: „Wir haben im vergangenen Jahr pausenlos neue Strecken installiert und nichts dafür bekommen“, sagt er. Erst sei dieses neue System gekommen, und dann, kurz danach: Easyjet. Der zeitliche Zusammenhang macht Hauptvogel nachdenklich.

Dem Flughafen stehen nun erhebliche Streitigkeiten ins Terminal. Air Berlin hat die letzte Rechnung bereits gekürzt, die Lufthansa wird nachziehen. Deren Sprecher Stefan Schaffrath sieht im Gebaren des Dortmunder Flughafens eine „Diskriminierung, die wir nicht akzeptieren.“ Also alles nur Klappern und Schnarren? Vielleicht. Einer in der Reihe der Klagenden betont jedenfalls sehr ausdrücklich, nicht zu klappern: der Flughafen Düsseldorf, der gerne im Gebühren-Streit mitmischen möchte: „Wir haben ein Interesse, die Sache zu beleuchten und zu hinterfragen“, sagt Flughafen-Sprecher Torsten Hiermann, der die Vorgänge in Dortmund ebenfalls prüfen lassen will. Keinesfalls wolle man mit „dirty tricks“ einen Konkurrenten ausschalten, sagt Hiermann locker. Lieber gibt er sich volksnah und bangt um Dortmunder Steuergelder.

Das ist tatsächlich ein Problem: 76 Prozent des Dortmunder Airports gehören den Stadtwerken, der Rest der Stadt. Fraglich ist, ob der Flughafen mit seinen Spott-Gebühren überhaupt Gewinne einfahren kann. Gewinne, die dringend nötig wären. Denn seit dem Bau des leicht überdimensionierten Terminals im Jahr 2000 steht der Flughafen Dortmund finanziell schlecht da. Dass die Schulden letztlich auf Steuerzahler zurückgehen, streitet Wolfgang Herbrand von den Stadtwerken ab: „Wir gleichen Defizite des Airports mit Mitteln aus, die im Wettbewerb erwirtschaftet wurden.“ Die Strompreise sollten trotzdem stabil bleiben, so Herbrand.