Drogenberatung in festen Händen

Wie in Bremen üblich, werden die Politiker immer als allerletzte über wichtige Entscheidungen informiert: zum Beispiel darüber, wer das Drogenhilfesystem übernehmen soll. Bescheid wüssten auch gerne die Mitarbeiter der abgelehnten Träger

Bremen taz ■ Die Entscheidung, wer in Zukunft sein Geld mit der Betreuung von Drogenabhängigen verdienen wird, ist gefallen. Auf Umwegen haben zwei der Bewerber von ihrem Glück erfahren: Den Zuschlag für das Versorgungszentrum im Tivoli-Hochhaus bekommt die „Initiative zur sozialen Rehabilitation und Vorbeugung psychischer Erkrankung“, ein Verein, für den die Arbeit mit Junkies Neuland ist, der dafür aber die 22 MitarbeiterInnen des kürzlich aufgelösten Vereins Kommunale Drogenpolitik übernommen hat. Die beiden Beratungszentren Mitte und Nord sollen nach Wunsch des Gesundheitsamtes von der neu gegründeten „Ambulanten Drogenpolitik gGmbH“ betrieben werden. Gesellschafter sind die Hohehorst gGmbH und die Innere Mission.

Andere Träger, die leer ausgegangen sind, haben zum Teil schon Kündigungen für ihre bisher im Drogenbereich beschäftigten Mitarbeiter ausgesprochen, ohne zu wissen, ob diese von den Neuen wirklich übernommen werden. Eine Garantie gibt es nur dafür, dass diese unter einem neuen Arbeitgeber schlechter bezahlt würden als vorher und auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten müssen.

„Schwer zu ertragen“, findet Dieter Adamski von der abgelehnten Therapiehilfe Bremen den Verlauf des Verfahrens. „Das ist kein guter Umgang mit den Existenzängsten der Mitarbeiter“, kritisiert er die Informationspolitik der Behörde. So wissen die Parlamentarier – diejenigen, ohne deren Zustimmung die Sache nicht über die Bühne gehen kann – offiziell von nichts. Auch auf der Tagesordnung der nächsten Gesundheitsdeputation am kommenden Donnerstag fehlt der entsprechende Punkt.

Dabei wollte die Behörde nach eigenen Vorgaben bereits im August die Entscheidung darüber verkünden, wie das Drogenhilfesystem mit so wenig Geld wie möglich betrieben werden kann, ohne dabei Personal zu sparen. „Quadratur des Kreises“, nennt Adamski von der Therapiehilfe diesen Plan und verweist auf die weiterhin geltenden Sparquoten für den sozialen Bereich und die Mitteilung des Gesundheitsamtes, wonach 80.000 Euro in der psychosozialen Begleitung eingespart werden sollen.

Für Helmut Oppermann, ehemaliger Geschäftsführer des Vereins Kommunale Drogenpolitik und seit 17 Jahren in der Drogenarbeit beschäftigt, ist letztere Sparvorgabe eines der Zeichen dafür, dass es Drogenabhängigen in Bremen zunehmend erschwert wird, ein normales Leben mit der Sucht zu führen. Von der Versorgung mit dem Notwendigen und der Vermittlung von Therapieplätzen könne sich Bremen zwar nicht verabschieden, aber alles, was darüber hinausgeht, sei in Gefahr, fürchtet er. Die Vermittlung von Jobs etwa oder andere Kontaktmöglichkeiten mit Nicht-Süchtigen. Dabei findet er die „Entpädagogisierung“ durchaus sinnvoll. Doch Drogensucht würde zunehmend als gesundheitliches Problem betrachtet und weniger als ein soziales. Eiken Bruhn