Jukebox

Geheime Tränen, keine Matilda. Der 5. Kontinent

Also Australien. Dahin schoben die Briten ihre Sträflinge ab. Kängurus. Der Outback. Viel Platz. Ob da ein australischer Traum wohnt?

In Berlin jedenfalls leben um die 1.000 Australier, was schon eine hübsche Kulisse wäre am Dienstag im Tempodrom bei Robin Gibb, der mit der Neuen Philharmonie Frankfurt (Karten von 40 bis 70 €) Erinnerungen an die Bee Gees wachkitzeln will. Aber sind ja nicht alle Australier aus schierer Heimatliebe auch Fans der Familie Gibb, die wiederum nur zwischendurch in Australien siedelte. Musikalisch natürlich ein harter Brocken. Wenn überhaupt, dann die frühe Phase. Wobei sie es einem auch da nicht einfach machen. Der Kitsch geht okay. Aber dieser musikalische Dackelblick mit dem zittrigen Stimmchen von Robin: Das kann den weichherzigsten Menschen versteifen lassen. Dann lieber ein Stein statt Herz, der aber wieder von solchen erhabenen Balladen wie „To love somebody“ gerührt wird. Die Bee Gees sind was für die geheimen Tränen.

Aber es ist die australische Woche, und man muss sich seiner Leidenschaften bekennen. Alltime-Greatest aus Australien: Today I might be mad, tomorrow I’ll be glad, I’ve got „Friday on my Mind“. Von den Easybeats. Und keine einzige Platte von AC/DC daheim im Regal. Aber: Ed Kuepper. Der auf ewig mit dem „Godfather of Punk“-Vermerk auf dem Buckel herumlaufen muss, nur weil er kurz bei den Saints mitgemacht hat. Dabei sind es seine späteren Platten. Ganz reduziert. Etwas Bass, Schlagzeug, seine Gitarre und Melodien in einer strahlenden Schönheit. Fast unbeschwert. Mit sich selbst im Reinen, trotzdem nicht selbstgefällig. Eher darum wissend, dass in stillen Wassern tief manche Leiche liegen kann. Ed Kuepper spielt gleichfalls am Dienstag in der Volksbühne (10/6 €), zuerst mit MFLL zu Experimentalfilmen, dann ein akustisches Set.

Dass Kuepper nicht so bekannt ist wie Nick Cave, mag daran liegen, dass er sich nicht in Berlin herumgetrieben hat. Was eine Zeitlang doch jeder aufrecht existenzialistisch rockende Australier machen musste. Manche sind auch hängen geblieben, wie die Musiker von Once Upon A Time, die 1990 nach Berlin kamen und viel mit Cave oder Crime & The City Solution unterwegs waren. Was den musikalischen Rahmen umreißt. Am Montag werden sich Once Upon A Time im Cafe Zapata für einen einzigen Tag wiedervereinigen. Mit vielen Gästen auf der Bühne und bestimmt auch manchen aus der australischen Kolonie im Publikum. THOMAS MAUCH