Die letzte Kunst kurz vor Flick

Das Art Forum hofft auf potente Sammler. Wegen der Flick-Collection wurde die Kunstmesse daher vorverlegt

Mit Flick gehen die Uhren gleich anders. Weil am Mittwoch die Friedrich-Christian-Flick-Collection im Hamburger Bahnhof eröffnet, wurde dieses Jahr auch die Kunstmesse „Art Forum“ um gut zehn Tage vorverlegt. Dabei spekulieren die Organisatoren auf ein größeres Interesse von internationalen Sammlern, die sich möglicherweise vom Sammeleifer Flicks animiert auch auf der Messe mit Kunstschätzen eindecken. Schließlich herrscht unter Sammlern erheblicher Konkurrenzdruck, wenn man bedenkt, dass etwa für Gemälde von Nachwuchsstars wie Daniel Richter oder Tim Eitel lange Wartelisten existieren.

Aber natürlich reicht es nicht aus, im Fahrwasser von Flick mitzuschwimmen. Tatsächlich hat es die Berliner Kunstmesse in den vergangenen acht Jahren nicht geschafft, an die Erfolge der Art Basel oder Art Cologne anzuknüpfen. Zwar kommt mittlerweile ein erheblicher Teil der Besucher aus dem Ausland, doch die Verkäufe liegen weiter deutlich unter den Zahlen vergleichbarer Messen. Dabei war das „Art Forum Berlin“ 1996 ins Leben gerufen worden, um sich vor allem als Forum für zeitgenössische Kunst der 90er-Jahre zu etablieren. Inzwischen scheint die Karawane jedoch weitergezogen zu sein. Die im Oktober erst zum zweiten Mal in London stattfindende Frieze Art Fair, lockt schon jetzt sehr viel mehr internationale Galerien an. Selbst die Züricher Galerie Hauser & Wirth und der New Yorker Galerist David Zwirner, die Flick bei seinen Einkäufen beraten, sind dort – und nicht in Berlin vertreten. Dagegen ist die Berliner Kunstmesse zunehmend für Galerien aus Skandinavien attraktiv. Zehn Teilnehmer kommen aus Norwegen, Dänemark, Finnland oder Schweden. Die weiteste Anreise hat allerdings die in Brisbane, Australien, beheimatete David Praetorius Gallery. Ansonsten stammt gut die Hälfte der 120 Galerien aus Berlin, der Rest verteilt sich auf 20 Länder. Zum Vergleich: Für die Frieze Art Fair kommen über 80 Prozent der Galerien extra nach London angereist. Dafür verfügt Berlin mit der erstmals stattfindenden „Berliner Liste“ im Milchhof, Anklamer Straße, und dem „1. Berliner Kunstsalon“ in der Arena, Alt-Treptow, gleich über zwei Alternativveranstaltungen.

Ob der Aktivismus schon reicht, um Berlin in Sachen Kunstmesse eine größere internationale Ausstrahlung zu geben? Das „Art Forum“ hat deshalb Zdenek Felix mit einer zusätzlichen Ausstellung beauftragt. Der ehemalige Leiter der Hamburger Deichtorhallen zeigt mit „Made in Berlin“ auf einer Extrafläche von 1.100 Quadratmetern eine Auswahl von 42 in Berlin lebenden KünstlerInnen, von Franz Ackermann und Monica Bonvicini über Jonathan Meese und John Miller bis Katharina Sieverding oder Thomas Zipp. Das Konzept ist ehrbar, nur bleibt es fraglich, ob investitionsfreudige Gäste ausgerechnet durch eine auf Berlin beschränkte Nabelschau angelockt werden können. Ein Gutes hat „Made in Berlin“ trotzdem: Bis auf einen Künstler gibt es mit der Flick-Collection keine Überschneidungen. HARALD FRICKE

Messehallen, 18. bis 20. 9, 12 bis 20 Uhr. Infos: www.art-forum-berlin.de