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: Jetzt muss Rudi ran!

Nach dem frühen Rauswurf von Trainer Jupp Heynckes kann es auf Schalke eigentlich nur noch einer richten

Jetzt wird es stressig für Stumpen-Rudi. Doch er hat es so gewollt. Trainer Jupp Heynckes ist endlich weg, und der Weg ist frei. Frei für den letzten, für den ganz großen Wurf. Vielleicht den größten seiner Managerkarriere. So viel Macht war noch nie. Es lebe der große Vorsitzende des FC Schalke 04, Rudi Assauer! Und: Nieder mit den Jupp-Ideen!

Andererseits: Jetzt muss alles passen bei den Königsblauen. Es ist kein Platz und keine Zeit mehr für „Notlösungen aus der siebten oder achten Schublade“, wie bei der DFB-Trainerfindungskommission. Rudi Assauer will keinen Klinsmannismus auf Schalke. Vor allem: Nur keine Veränderungen oder gar Neuerungen im Zweijahresplan. Der Schalke-Manager will in naher Zukunft abtreten. Und seinem Nachfolger will er eine Spitzenmannschaft, einen Topverein, ein supermodernes Stadion präsentieren, also: ein funktionierendes System Assauer.

Die Suche kann also beginnen. Doch der Spielplan sieht keine Pausen vor. Bundesliga, Uefa-Cup (gestern gegen Liepajas Metalurgs/bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), DFB-Pokal. Lauter englische Wochen. Wer will das alles bewältigen? Vorerst wird es die gleichberechtigte Viererbande unter Aufsicht von Rudi Assauer tun. Mit dabei: die bisherigen Kotrainer Eddy Achterberg und Oliver Reck sowie der Leiter der Lizenzspielerabteilung, Andreas Müller. Training und Trainersuche werden fortan gemeinschaftlich abgewickelt. Die Übriggebliebenen vermengen sich quasi zu einer großen Schalkefindungskommission mit kleinem Zusatz: Alles, was entschieden wird, einschließlich der Mannschaftsaufstellung, „läuft über meinen Schreibtisch“, sagte Rudi Assauer gestern süffisant. Macht ist dafür da, sie auszuüben.

Assauer will natürlich verhindern, dass in Zukunft alles mal wieder aus den Fugen läuft. So wie zuletzt unter der Ägide von Jupp Heynckes. Der wollte sich und seine Arbeit nicht ändern, also musste er gehen, wie Assauer sinngemäß erklärte. So isser halt, der Jupp. Besser: das war er, der Bundesligatrainer Heynckes. Für immer. Der Große. Der Missverstandene. Die Mannschaft rückte im Laufe der Zeit spielerisch von ihrem Trainer ab – aber eigentlich war sie nie wirklich bei ihm.

Auch Rudi Assauer scheint dies frühzeitig erkannt zu haben. Zu Saisonbeginn räumte er seinen Platz auf der Trainerbank und setzte sich auf die Tribüne. „Die Zeit war reif“, sagte er. Im Nachhinein war es wohl mehr als ein symbolischer Akt. Die innere Abkehr vom Cheftrainer, vom Geschehen auf dem Rasen, verbunden mit der Frage: Wie beschissen sieht das Gegurke eigentlich von hier oben aus? Nach vier Spieltagen hatte er genug gesehen. Danach begann Assauer zu rechnen: Der Verein ist pleite, das Stadion nichts wert. Das darf natürlich keiner wissen. Aber was kommt dem Verein teurer – die Trainerabfindung oder der sportliche Misserfolg? Das Ergebnis ist bekannt. Und da Schalke-kompatible Trainer zur Zeit eh zu teuer sind oder in Köln unter Vertrag stehen, bleibt eigentlich nur eine wirkliche Lösung: Rudi Assauer muss es selber machen. Ab auf die Trainerbank. Alles andere wäre enttäuschend.

HOLGER PAULER