Hier kommt Schmickler auf den Grill

Einmal im Monat wird eine Pommesbude in der rheinischen Kleinstadt Baumberg zur Witzebude. Ob Wilfried Schmickler oder Knacki Deuser: Hier probieren die Stars für wenig Geld ihre neuen Programme aus – mit Erfolg

In Baumberg, einem Städtchen zwischen Düsseldorf und Köln, betreibt Kabarettfan Rolf Götzinger eine Pommesbude. Dort, wo sonst Currywürste oder Grillspieße brutzeln, stürmen nun wieder einmal im Monat rund 65 Kabarettfans den Laden und warten gespannter auf geistigen, als auf leiblichen Genuss.

Die Idee kam dem Hausherrn, als er im Fernsehen die Comedy-Serie Nightwash gesehen hatte. „Da habe ich mir gedacht: Was im Waschsalon funktioniert, geht auch in einer Pommesbude.“ Ein Zufall eilte zur Hilfe: Ein Bekannter Götzingers stellte den Kontakt zu Kabarettist Oli Materlik her, der dem Pommes-Bräter schon vorher aufgefallen war. Doch Materlik war zwiegespalten: „Gedacht habe ich: Hier? Niemals! Gesagt habe ich aber: Hier? Wir versuchen es.“ Die erste Veranstaltung stieg im Mai 2002. Ein paar Tische wurden gerückt, ein Scheinwerfer auf die so genannte Bühne, eine Europalette mit Teppich, gerichtet. Für die Premiere konnte Materlik gleich Johannes Flöck und John Doyle verpflichten, beide bekannt aus der ersten „Star Search“-Staffel. Außerdem kam der Quasi-Ideengeber und Nightwash-Chef Knacki Deuser. Seitdem gastieren regelmäßig Kabarettisten wie Wilfried Schmickler, Manes Meckenstock oder Bernhard Hoecker in der „ersten Kulturbrutzelbude im alten Europa“ (Schmickler). Dabei war es nicht leicht, Publikum zu finden: Anfangs setzte es sich fast ausschließlich aus Götzingers Bekanntenkreis zusammen. Die meisten waren aber so begeistert, dass sie heute zu den Stammgästen zählen.

Der außergewöhnliche Charme von „Heiß und Fettig“, so der Name der Show, entsteht aus der familiären Atmosphäre. Hier weiß der Wirt, wer was trinkt. Das überträgt sich auch auf die Betreuung der Künstler, die bei Götzinger in der Privatküche sitzen und sich wohl fühlen – professionelle Abfertigung ist hier ein Fremdwort. Entsprechend gerne kommen die Stars wieder, trotz kleiner Gagen. Oli Materlik weiß aus eigener Erfahrung: „Das ist nichts, womit man Geld verdienen kann.“ Die meisten Kollegen probierten hier ihr neues Material aus. Comedians stünden ja nicht des Geldes wegen auf der Bühne, „sondern weil wir Spaß haben, wenn die Leute lachen.“ Und seit diesem Monat ist die kabarettistische Sommerpause in der Futterkrippe vorbei. Einmal monatlich heißt es jetzt wieder: „Heiß und Fettig“. Guten Appetit. ULF KNEIDING