Kein Komma ohne Kohle

Das Duisburger Komma-Theater braucht Geld – sonst muss es den Spielbetrieb einstellen. Ob der Kulturausschuss 50.000 Euro bewilligt, ist zweifelhaft: Schon einmal hat er Subventionen abgelehnt

Politische Zusagen sind derzeit so verbindlich wie dasJa-Wort eines Heiratsschwindlers

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Meistens ist es die Kultur, die von der Politik in die Knie gezwungen wird. Besonders kleine Theater sind oft von Kürzungen betroffen, klagen über leere Kassen, gestrichene Subventionen, während protzige Kulturtempel quasi mit Blattgold verziert werden. Manchmal ist es aber auch die Konjunktur, die dem Schauspiel ein Schnippchen schlägt. Das Duisburger Komma-Theater, das durch seine freie Truppe namens Reibekuchen-Theater landesweit einen guten Namen hat, klagt derzeit über die schlechte wirtschaftliche Lage – wie viele andere auch. Weil Geld fehlt, haben sich die Mimen nun mit einem Antrag an den Kulturausschuss der Stadt gewandt, ausgerechnet im Wahlkampf, wo politische Zusagen so verbindlich sind wie das Ja-Wort eines Heiratsschwindlers.

„Unser Antrag hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun“, betont Martin Müllerhöltken vom Komma-Theater. Seine freie Truppe sei einfach in finanziellen Nöten. Die Einnahmen seien um rund 40 Prozent eingebrochen, weswegen sie etwa 50.000 Euro bräuchten, ansonsten müsse der Betrieb zum Jahresende eingestellt werden. Was bedauerlich wäre: Denn zusätzlich zu den 50 ohnehin von der Stadt finanzierten Veranstaltungen, spielt das Theater noch rund 170 Mal auf eigene Kosten für Kinder und Jugendliche. Darauf zu verzichten, wäre ein herber Verlust.

Das sagen freilich auch die Duisburger Politiker, die sich zwischen Info-Stand und Wählt-mich-Plakaten Kommentare abringen. Die kulturpolitische Sprecherin der CDU, Pädagogin Helga-Maria Poll, sagt, sie halte das Theater für „unbedingt nötig“ und habe sich bereits „intensiv dafür eingesetzt“. Na klar. Genau wie die grüne OB-Kandidatin Doris Janicki, die alles für Komma tun will: „Ich gehe davon aus, das dem Theater geholfen wird.“ Vor allem, wenn die Grünen bei der Wahl mehr als 10 Prozent erreichten? Ja, genau.

Aber vielleicht ist an den Versprechen ja doch etwas dran. Wie die taz erfuhr, hat der Kulturbeirat der Stadt, besetzt mit SPD, CDU und Grünen, bereits 3.000 Euro für Komma locker gemacht. Eine Füllung für den hohlen Zahn zwar, aber immerhin. Nun fehlen noch 47.000 Euro. Ob der Kulturausschuss diese bewilligt, ist zweifelhaft. Schon einmal sollte Komma Geld aus dessen Topf bekommen – letztlich wurde aber ein anderes Projekt bevorzugt, ein Projekt, das niemals zustande kam. Das Geld wurde daraufhin gestrichen. Komma hangelte sich so durch.

Angeblich will der Kulturausschuss erst nach der Wahl tagen. Genaueres war gestern allerdings nicht zu erfahren, da Duisburgs Kulturdezernent Gerd Bildau von der regierenden SPD für ein Statement nicht zur Verfügung stand. Er habe sehr, sehr viele Termine, ließ seine Sekretärin wissen. Naja, verständlich: Schließlich ist Wahlkampf.