Erstmal gelockt, vorerst verprellt

Die Landesregierung hat ein Problem: Erst warb sie um Lehrer, momentan kann sie nicht einmal allen Bewerbern einen Referendariatsplatz anbieten. Denn die sind im Haushalt nicht vorgesehen

VON ELMAR KOK

„Die Landesregierung muss sich jetzt etwas überlegen“, fordert Andreas Meyer-Lauber, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen. Bei den zukünftigen Referendaren gebe es eine große Verunsicherung, sagt Meyer-Lauber. Denn nach den aktuellen Bewerberzahlen für die Lehrerausbildung sieht es momentan so aus, dass ein großer Teil der Bewerber zum 1. Februar nächsten Jahres keinen Ausbildungsplatz bekommt.

Die Landesregierung bildete bisher in zwei Jahrgängen immer rund 14.000 Referendare zu Lehrern aus. „Die Quote war in den vergangenen Jahren pro Jahrgang immer 7.000 plus zehn Prozent“, sagt Meyer-Lauber. Mit dem Haushaltsentwurf für das Jahr 2005 hat die Landesregierung aber nun ein Problem. Denn der Haushalt sieht vor, im nächsten Jahr nur insgesamt 12.500 angehenden Lehrern die Ausbildung zu bezahlen. Da zu Anfang dieses Jahres aber schon 7.800 Referendare eingestellt wurden, bleibt nach den aktuellen Haushaltszahlen nur noch Geld für 4.700 Referendare über. „Man kann nicht einerseits in einer Anzeigenkampagne für neue Lehrer werben und wenn diese Kampagne Wirkung zeigt, den Pädagogen vor den Kopf stoßen“, sagt Meyer-Lauber.

In den Regierungsbezirken, die für die Referendarausbildung zuständig sind, herrscht Unsicherheit über die Möglichkeiten die Bewerber unterzubringen oder auszuwählen. Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, sagt „wir haben wohl mehr Bewerber, als wir haushaltstechnisch umsetzen können“. Wenn es keine zusätzlichen Mittel gibt, muss also gesiebt werden. „Dabei spielt auch die Note des Staatsexamens eine Rolle“, sagt Söbbeler. Das heißt, es wird nach Stand der Dinge einen Numerus Clausus für die Zulassung zum Referendariat geben. „Das ist aber nur ein Faktor für die Vergabe der Ausbildungsplätze“, sagt er. Hinzu kämen Fächerkombination, Familienstand und andere Auswahlkriterien.

Dass es zu einem Auswahlverfahren gar nicht erst kommt, daran arbeitet momentan das Düsseldorfer Schulministerium. Ministerin Ute Schäfer (SPD) hat angekündigt, „alles dafür zu tun“, dass alle Bewerber in NRW eine Ausbildungsstelle bekämen. Woher das Geld dafür kommt ist dem Ministerium auch schon klar. „Wir werden Haushaltsumschichtungen vornehmen müssen“, sagt Ministeriumssprecherin Nina Schmidt. Dafür habe sowohl die hohe Bewerberzahl aus anderen Bundesländern und die schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt gesorgt, sagt sie. „Wir haben über 1.000 Bewerbungen aus anderen Bundesländern erhalten“, zudem interessierten sich viele, die sonst in die Wirtschaft gingen, für den Lehrerberuf. Für GEW-Mann Meyer-Lauber hat die hohe Bewerberzahl zwei andere Gründe. Viele Studenten ließen sich ihr Diplom vergleichbar dem ersten Staatsexamen anerkennen und „die Studienkontenregelung des Wissenschaftsministeriums lässt die Leute ihr Studium schneller abschließen“.