Wie alles begann …

Es war einmal: Die Geschichte des fairen Handels hat bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Ein Blick in die frühen Jahre verdeutlicht die Veränderung: Anfangs wurden Produkte „verkauft“, die aktuell gar nicht lieferbar waren

Jutetaschen, Schokolade und Zucker sind heute gängige Konsumgüter. Doch das war nicht immer so. Zu Beginn der Fair-Trade-Bewegung am Ende der 60er-Jahre waren dies „Aktionsartikel“, mit denen die Akteure in den entwickelten Ländern auf den unfairen Welthandel hinweisen wollten.

Damals standen Aufklärung und Bildung im Vordergrund, die importierten Güter aus den Ländern der Dritten Welt waren nicht Verkaufsartikel, sondern Demonstrationsobjekte. So wurden Zuckerpäckchen „verkauft“, die aktuell gar nicht lieferbar waren, aber so konnte über den unfairen Handel mit Entwicklungsländern gesprochen werden: darüber, dass Rohrzucker aus den Philippinen mit hohen Einfuhrzöllen belegt wurde und der heimische Rübenzucker mittels Subvention in die Regale des Einzelhandels gedrückt wurde. Mit dieser Bildungsarbeit sollten Alternativen für den Welthandel aufgezeigt werden, deshalb sprach man damals auch nicht vom fairen Handel, sondern vom alternativen Handel.

Der alternative Handel entstand als Jugendbewegung innerhalb der evangelischen und katholischen Kirche sowie in unabhängigen Gruppen. Die Anfänge waren für die Gruppen schwierig, weil es kaum Produkte und wenig Aufklärungsmaterial gab. Noch vor dem mehr oder weniger regelmäßigen Import von Rohstoffen wie Zucker, Kakao oder Kaffee stand der Import von Handwerksprodukten.

Die Aktionsgruppen gingen für bundesweite Hungermärsche 1970 erstmalig auf die Straße. 30.000 Menschen verlangten die Verringerung von Rüstungsausgaben, die Erhöhung der Entwicklungshilfe auf ein Prozent des Bruttosozialprodukts und den Abbau von Zoll- und Handelsschranken in den Industrieländern zugunsten der Produkte der Dritten Welt.

Aktionsgruppen begannen sich verstärkt überregional zu organisieren. So bildete sich aus den kirchlichen Jugendverbänden im gleichen Jahr die Aktion Dritte-Welt-Handel, die zu einem maßgeblichen Akteur des alternativen Handels wurde.

Um den Verkauf von importierten Waren zu forcieren, gehen aus diesem Bündnis die ersten Weltläden hervor, die damals wie heute einen großen Teil der praktischen Umsetzung von Aufklärung und Handel besorgen. Diese ersten Läden wurden von hunderten Aktionsgruppen ohne eigenen Laden begleitet.

Ein weiterer wichtiger Akteur tritt im Jahr 1972 auf. Aus dem Hildesheimer Kreis bildet sich „El Puente – Verein für Arbeits- und Sozialförderung in Entwicklungsländern e.V.“ Ein gutes Jahr später bildet sich die Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt e.V. mit Sitz in Aachen. Der Verein ist der Vorläufer der Gepa, die sich 1975 gründet.

TILMAN VON ROHDEN