Eine Komponente, die sich rechnet

Fair gehandelte Produkte dienen nicht nur dem guten Image von Supermarktketten. Die Waren verkaufen sich auch immer besser. Qualität zählt: Mitarbeiter werden für das Thema geschult. Im Discountbereich ist es aber noch nicht so weit

VON VOLKER ENGELS

Fair gehandelte Produkte haben schon lange die Nischen der Welt- und Bioläden verlassen und den Weg in die Regale vieler großer Handelsketten gefunden. In mehr als 22.000 Supermärkten und den Lebensmittelabteilungen vieler Warenhäuser gibt es inzwischen fair gehandelte Produkte.

Ob Kaffee, Tee, Gebäck oder Müsli: Die Filialen der Lebensmittelkette Edeka vertreiben seit Jahren ein breites Sortiment an fair gehandelten Waren. Nach wie vor sei fair gehandelter Kaffee der „stärkste Artikel“, der am meisten nachgefragt werde, so Duschan Gert, Sprecher von Edeka Süd-West. Im Frühjahr seien fair gehandelte Bananen ins Sortiment der rund 1.700 Filialen von Edeka Süd-West aufgenommen worden. Gemessen am Gesamtumsatz von mehr als vier Milliarden Euro sei der Anteil fair gehandelter Artikel immer noch „verschwindend gering“. Eine Ursache: „Viele Verbraucher sind noch ziemlich unwissend und brauchen dringend mehr Informationen.“ Für Kunden, die sich ausreichend über fair gehandelte Produkte informiert hätten, sei deren Kauf häufig eine „Überzeugungssache, für die gern ein wenig mehr ausgegeben wird“.

Auch die Konkurrenz im Lebensmittelhandel bietet ihren Kunden Produkte aus fairem Handel an: Bundesweit vertreibt die Lebensmittelkette Kaiser’s- Tengelmann in ihren Geschäften Transfair-Bananen, die aus ökologischem Anbau kommen. Die Käufer dieser Bananen sichern den Produzenten in Ecuador faire Mindestpreise und langfristige Verträge. „Mit Transfair haben wir den idealen Partner gefunden, um unserem Bio-Sortiment die soziale Komponente hinzuzufügen“, heißt es aus der Unternehmensführung.

Sämtliche Lebensmittelabteilungen des Karstadt-Konzerns führen seit 1993 fair gehandelte Produkte. „Inzwischen haben wir 40 Produkte aus fairem Handel im Sortiment, Tendenz steigend“, sagt Klaus Wilmsen, Karstadt-Direktor für Qualitätssicherung. Gegen den Trend seien die Umsätze bei den Transfair-Erzeugnissen im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent gestiegen, das Jahr davor habe sogar ein Umsatzplus von 18,5 Prozent gebracht.

Die Mitarbeiter der 72 Lebensmittelabteilungen werden zum Thema fairer Handel geschult: „Unsere Mitarbeiter müssen gut informiert sein, wenn sie von Kunden angesprochen werden“, so Wilmsen, der auch Umweltschutzbeauftragter von Karstadt ist. Mit einem Werbefilm zum Thema fairer Handel sollen Kunden und Mitarbeiter auf den fairen Geschmack gebracht werden. Regelmäßig erscheint ein Prospekt, der fair gehandelte Produkte vorstellt und Hintergründe erläutert. Karstadt beteiligt sich auch an der „Fairen Woche“. Das passt zur Firmenphilosophie: „Der Aspekt der Nachhaltigkeit nimmt bei uns einen hohen Stellenwert ein“, betont Wilmsen.

Seit rund zehn Jahren gibt es in den Märkten der Rewe-Gruppe, zu der unter anderem Toom- und Minimalmärkte gehören, fair gehandelte Produkte. Auch zahlreiche Rewe-Märkte verkaufen unter anderem Bananen, Orangensaft oder Schokolade aus fairem Vertrieb. „Wir haben viele Stammkunden, die sehr großen Wert darauf legen, dass sie bei uns Transfair-Erzeugnisse bekommen“, sagt Astrid Ohletz, Sprecherin der Rewe-Gruppe. Fair erzeugte und gehandelte Produkte würden gut ins „soziale Engagement“ der Gruppe gehören. Einen festen Platz in den Regalen sollen die Transfair-Produkte auch in Zukunft haben: „Wir wollen unseren Kunden diesen Mehrwert bieten, das steht nicht zur Disposition“, so die Sprecherin. Bis heute haben diese Kunden dafür gesorgt, dass mehr als 830.000 Packungen fair gehandelter Orangensaft über die Rewe-Ladentheken gegangen sind.

Die Kunden der Penny-Märkte, die ebenfalls zum Konzern gehören, müssen auf fair gehandelte Erzeugnisse allerdings verzichten. „Im Discountbereich ist alles auf eine niedrige Kostenstruktur ausgerichtet“, erläutert Ohletz. Teurere Produkte aus fairem Handel würden dort kaum Käufer finden. Einschränkend fügt die Sprecherin hinzu. „Das ist bisher aber auch noch nicht ausprobiert worden.“

Vor einigen Jahren hat der Discounter Plus fair gehandelte Produkte aus seinem Sortiment genommen. Die Mehrzahl der Kunden habe diesen Erzeugnissen „keine Zustimmung gegeben“, erläutert Plus-Sprecherin Nicole Dinter. Fair gehandelte Waren seien in den Regalen liegen geblieben und hätten sich für den Discounter „nicht gerechnet“. Eine grundsätzliche Ablehnung von Transfair-Produkten bedeute das aber nicht: „Wir schauen uns auf dem Markt um und reagieren auf die Kundennachfrage.“