der wochenendkrimi
: Hausmeister Bär

„Tatort: Verraten und verkauft“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Während des Laubharkens die Verstrickungen angesehener Finanzdienstleister bei der Enteignung jüdischer Bankhäuser aufzudecken, ist eine starke Leistung. So was ist nur Freddy Schenk (Dietmar Bär) zuzutrauen, dem Ermittlerpaket des WDR-Tatorts, das diesmal als Hausmeister an einem Elite-Internat verdeckt ermittelt.

Der Enkel eines SS-Mannes wurde ermordet; die Spur führt aufs Albertus Magnus Gymnasium, das auch Sprösslinge von Bankiersdynastien besuchen, deren Rolle während des Dritten Reiches nie ganz geklärt worden ist. Daraus entwickeln Peter Goslicki und Mario Giordano (Buch) sowie Peter F. Bringmann (Regie) einen ambitionierten, streckenweise aber auch albernen Plot: Die Verbrechen der Nazizeit als Echo im Leben der Enkel nachhallen zu lassen ist ein lobenswerter Ansatz, um der Aufarbeitung von NS-Verbrechen Dringlichkeit zu verleihen.

Wie aber Hausmeister Freddy der Schulleiterin hinterher handwerkert und der paarungsbereiten Sekretärin die Geheimnisse der Lehranstalt entlockt, wirkt arg naiv. Gegen solche Methoden dürften Banken ihre unmoralisch zusammengerafften Kapitalbestände zu schützen wissen. So steht dieser „Tatort“ für eine allzu simple Aufarbeitung: Laub harken gegen das Vergessen. CHRISTIAN BUSS