Grüne Gefahr

Schills Grüner Pfeil gefährdet Passanten, Kinder und Radler, belegt eine neue Untersuchung

Der Grüne Pfeil an Straßenkreuzungen für Rechtsabbieger berge „ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential“: Zu diesem Schluss kommen Verkehrswissenschaftler der Universität Kaiserslautern in einer jetzt vorgelegten Untersuchung. Nach Auswertung der Erfahrungen in Hamburg und 73 weiteren deutschen Städten empfehlen sie, den Grünpfeil „nur unter strikter Beachtung der Straßenverkehrsordnung“ anzuwenden.

Denn das Hauptproblem, so die Studie, sei „die massive Missachtung der Anhaltepflicht“ durch abbiegende Autofahrer. Daraus entstehe ein erhöhtes Unfallrisiko für Fußgänger und Radfahrer. Aus diesem Grund haben inzwischen drei Städte – Bielefeld, Krefeld und Wiesbaden – sämtliche grüne Pfeile wieder entfernt.

Hamburg hingegen ist wegen der starken Befürwortung durch den ehemaligen Innensenator Ronald Schill in kürzester Zeit zur „Grünpfeil-Hauptstadt“ Deutschlands avanciert. Die Vorteile für Autofahrer seien allerdings, so die Studie, „eng und lokal begrenzt“. 272 Grünpfeile – zum Vergleich: Berlin 132, München 70 – gibt es in der Hansestadt, 30 weitere wurden wegen nachgewiesener Verkehrsgefährdung wieder abmontiert.

„Sicherheit geht vor Beschleunigung des Autoverkehrs“, fordert deshalb GAL-Verkehrsexperte Jörg Lühmann. Die Innenbehörde dürfe die Gefahren „nicht auf die leichte Schulter nehmen“. Bestätigt durch die Studie sieht sich der Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Das falsche Verhalten der Rechtsabbieger sei auch in der Hansestadt „eher die Regel als die Ausnahme“, vor allem für Kinder und Radfahrer sei die Regelung eine „grüne Gefahr“. Die Zahl der Unfälle und Beinahe-Unfälle ist nach Einschätzung des ADFC deutlich gestiegen.

Die Innenbehörde sieht hingegen keinen Beleg für diese Sichtweisen. Es habe, so Sprecher Marc März, „keinen signifikanten Anstieg der Unfallzahlen gegeben“. sven-michael veit