Skandalös oder witzig? Gezänk um Hanf-Flyer

Schüler Union versteht Flugbatt der Schülervertretung als Einladung zum Drogenkonsum. SV bleibt gelassen

Bremen taz ■ Ein Flugblatt sorgt derzeit für Missstimmung unter Bremens Polit-Nachwuchs. Die GesamtschülerInnenvertretung (GSV) macht sich darin für die Einführung einer kritischen Drogenkunde als Schulfach stark – Hanf-Rezepte und einen Bericht über unangenehme Erlebnisse mit der Tüte gibt‘s dazu.

Für einen Skandal hält dies die Schüler Union (SU): „Der Cannabis-Konsum wird verharmlost“, kritisiert SU-Landesvorsitzender Robert Rogge und schlussfolgert: „Die GSV sollte umgehend ihren Status aberkannt bekommen, die Gelder aus dem Bildungsetat könnten dann sinnvoller eingesetzt werden.“

Die Reaktion in der gewählten Interessenvertretung für Bremer Schüler, die mit Mitteln aus dem Bildungsressort unterstützt wird, ist gelassen. „Solche Angriffe kommen häufiger vor“, weiß Vorstandsmitglied Lea Voigt. Sie glaubt, dass sich Pro und Contra auf dem Flyer die Waage hielten. „Dass Schüler kiffen, ist Realität. Damit wollen wir offen umgehen und nicht tabuisieren.“ Die Rezepte sollten laut Voigt Witz in die Sache bringen. „Beim Backen immer kleine Mengen Dope verwenden“, heißt es da beispielsweise bei der Anleitung für „leckere Kekse“, „Gras ist nicht so geeignet. THC ist in Fett oder Alkohol löslich und muss ordentlich erhitzt werden.“

Das Flugblatt wurde bereits auf GSV-Infoständen im Mai 2002 verteilt. Warum erst jetzt die Empörung? Seit längerem bekannt sei ihm das Papier durchaus, erklärt Robert Rogge – kürzlich aber erst wurde er zum Landeschef der SU gewählt. „Da muss man sich dann was einfallen lassen gegen den politischen Hauptgegner.“ Er stellte Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und Aufforderung zu Straftaten und fordert eine Stellungnahme von Bildungssenator Willi Lemke (SPD) – in dessen Haus aber ist das GSV-Flugblatt gänzlich unbekannt. vb