Erfundener Kinderschutzverein

Kinderpornografie-Verdacht gegen SPD-Politiker erhärtet sich durch ominösen Erpresserbrief. Die genauen Vorwürfe gegen Engelmann bleiben unklar

Bremen taz ■ Der angebliche Kinderschutz-Verein, der im Internet nach Nutzern von Kinderpornografie-Seiten gefahndet hat und dabei auf den Bremer SPD-Politiker Michael Engelmann gestoßen sein soll, ist eine Erfindung eines 36-jährigen Oldenburgers und dürfe nicht mit seriösen Kinderschutzvereinen verwechselt werden. Das sagte gestern der Oldenburger Oberstaatsanwalt Gerhard Kayser. Bereits im Mai sei bei dem Mann in einem anderen Verfahren ein an ein Pseudonym adressiertes Erpressungs-Schreiben gefunden worden. Erst durch die jetzt bekannt gewordenen Ermittlungen gegen Engelmann habe sich aber herausgestellt, dass es sich bei dem Adressaten um den Politiker handeln muss, so Kayser.

Gegen Engelmann wird wegen des Verdachts auf Besitz von kinderpornografischem Material ermittelt (taz berichtete). Der Brieffund bei dem Oldenburger scheint diesen Verdacht nun zu erhärten. Nach den Erkenntnissen der Oldenburger Staatsanwaltschaft habe dieser mit Engelmann über das Internet Kontakt gehabt und Texte und Bilder ausgetauscht. In dem Erpresserschreiben heißt es laut Kayser: „Ihr letzter Brief weist einwandfrei kinderpornografische Textpassagen auf.“ 2.000 Euro habe der Erpresser im Namen des fiktiven Vereins „W.M.K.S. Kinderschutz e.V. – Keine Macht dem Missbrauch“ als Schweigegeld gefordert. Der Verfasser des Schreibens habe zwar behauptet, dass er ihn nie abgeschickt habe, so Kayser. Die Tatsache, dass dieser Brief jetzt im Fall Engelmann auftaucht, lasse aber darauf schließen, dass er in dessen Wohnung gefunden wurde.

Die Bremer Staatsanwaltschaft äußert sich nicht weiter zu den Ermittlungen gegen Engelmann. Unbestätigt ist bisher die Meldung, nach der er mit Kinderpornografie auch gehandelt haben soll. Der Politiker hat sein Mandat als Bürgerschaftsabgeordneter niedergelegt. eib