Vielleicht ist es doch der Sänger, nicht der Song

Halt erst mal ein kleines Lied, I know it isn’t true / Love is just a lie, / Made to make you blue / Love hurts, ooh ooh, Love hurts / Ooh ooh/ Love hurts … Und jetzt Gitarrensolo, gefühlvoll.

Kennt jeder. Und jeder kennt das genau so, mit der langsam kreiselnden Gitarre und dem schleppenden Rhythmus, mit den aufschluchzenden Pausen, wie das seit Mitte der Siebziger als Pflichtprogramm zu jedem Stehblues gespielt wurde, „Love Hurts“. Gerade ist das auch wieder im Kino zu hören, im Film „Der Knochenmann“, der im Eigentlichen ja ein Liebesfilm ist, in dem, weil die Liebe eben schmerzt, manches Stück Fleisch zu Schaden kommt, egal: In dem Film taumelt man auch durch einen Faschingsball, den eine Band mit dem hübschen Namen Die Playboys mit alten Partykrachern befeuert, Sachen wie „Skandal im Sperrbezirk“. Und „Love Hurts“. Die Playboys spielen es in dem Film in der Version, die jeder kennt. In der Version von Nazareth, der schottischen Hardrockkapelle, die damit einen gewaltigen Hit hatte.

Es gibt ja so Lieder, bei denen man sich geeinigt hat, dass die gültige Version nicht vom Originalinterpreten stammt, Janis Joplins Interpretation des Kris-Kristofferson-Songs „Me and Bobby McGee“ etwa, das ähnlich schreihalsige „With a little help from my friends“ von Joe Cocker, das zuerst Ringo Starr gesungen hat. Und eigentlich alle Dylan-Songs, die Byrds mit „Mr. Tambourine Man“, „All along the watchtower“ mit Jimi Hendrix, Manfred Manns „Mighty Quinn“. Es sind die Sänger, nicht der Song.

Was jetzt in die Eingeweide des Verwertungsrechts führt. Geschrieben wurde „Love Hurts“ von Boudleaux und Felice Bryant, und die Rechteinhaber an dem Lied müssen natürlich mit Tantiemen bedacht werden, wenn es irgendwo verwendet wird, zum Beispiel in „Der Knochenmann“. Dass das aber im Arrangement von Nazareth geschah, bringt der Band noch keinen Cent. Könnte aber, wenn sie ihre Bearbeitung des gar nicht von ihnen geschriebenen Liedes als schützenswert angemeldet hätten, was zumindest in Deutschland möglich ist.

Jetzt muss nur noch geklärt werden, wieso eigentlich ausgerechnet die Hardrock- und Metal-Rabauken immer diese beinweichen Balladen machen müssen, Led Zeppelin mit „Stairway to heaven“, die Scorpions mit „Wind of Change“, das Gesamtwerk von Bon Jovi.

Und Nazareth werden bei ihrem Auftritt am Sonntag im Columbiaclub bestimmt auch „Love Hurts“ spielen. THOMAS MAUCH