Haie tauschen Robbie gegen AC/DC aus

Mit neuer Musikbegleitung, aber ohne teure NHL-Spieler aus Amerika startet Köln erfolgreich in die Eishockey-Saison. Haie-Coach und Ex-Nationaltrainer Hans Zach will in seinem dritten Jahr am Rhein den Meistertitel holen

KÖLN taz ■ Wer dringend wieder Deutscher Eishockey-Meister werden will, sollte an alles denken. Auch an die Musik in der Halle. In der vergangenen Saison wurde die Haie-Mannschaft in der Kölnarena mit Robbie Williams‘ „Let me entertain you“ präsentiert. Das fetzte wohl nicht genug. Die Kölner, die sowieso eher schlapp daher kamen, schieden schon im Playoff-Viertelfinale aus. Der Verein hat seine Musikauswahl in der neuen Spielzeit deshalb entscheidend modifiziert. Als die Haie gestern Nachmittag bei ihrem ersten Heimspiel der DEL-Saison 2004/2005 gegen die Hamburg Freezers (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) aufs Eis stoben, da dröhnte „Highway to Hell“ von AC/DC durch die Arena. Der kanadische Stürmer Jean-Yves Roy war schon vorab begeistert: „Diese Musik bringt das Blut richtig in Wallung“, sagt er.

Beim Saisonauftakt am Freitagabend in Krefeld spielten die Kölner Kufencracks jedenfalls schon volle Attacke, siegten 2:1 und zauberten dabei kämpferisches Hockey aufs Eis der alten Rheinlandhalle. Roy traf zweimal im Powerplay. Für die Krefelder war der Russe Alexander Seliwanow ebenfalls im Überzahlspiel erfolgreich. „Es war ein spannendes und sehr gutes Spiel“, freute sich KEC-Trainer Hans Zach, sichtlich erleichtert. Der Tölzer Metzgermeister, der nach der WM in Tschechien als Bundestrainer zurückgetragen war, geht in seine dritte Saison mit dem KEC. Langsam sollte er das liefern, was in der Stadt des achtmaligen Meisters von ihm erwartet wird: den neunten Titel.

Mit einem Jahresetat von 6,5 Millionen Euro sind die Haie weiterhin einer der betuchtesten Klubs der Liga. Nur Hamburg ( 7 Millionen) und Mannheim (6,7 Millionen) sind reicher. Die Kölner setzen in Sachen Spielertransfers jedoch auf eine konservative Linie. Nur sieben neue Spieler hat der KEC verpflichtet. Und an der NHL-Tombola wollen die Haie nicht teilnehmen. Heißt: Seit vergangener Woche ist klar, dass die National Hockey League ihren Saisonstart bis auf weiteres verschiebt. Klubbesitzer und Spielergewerkschaft konnten sich auf keinen neuen Tarifvertrag verständigen. Der „Lock-out“ ist da. Zahlreiche ausgesperrte Profis strömen nun nach Europa, um hier die spielfreie Zeit zu überbrücken. In Iserlohn heuerte Stürmer Mike York (Edmonton) an, Mannheim holte Jochen Hecht (Buffalo) und Sven Butenschön (NY Islanders), Marco Sturm (San José) spielt in Ingolstadt. Die Haie wollen es dagegen nicht riskieren, einen Spieler zu verpflichten, der Klub womöglich mitten in der Saison wieder verlässt. „Wir wollen eine sichere Mannschaft“, sagt Zach.

Ein Problem haben alle 14 DEL-Klubs gemeinsam: Die Liga hat bislang keinen neuen Fernsehvertrag abschließen können. Der Pay-TV-Sender Premiere, bisheriger Partner der DEL, zeigte am ersten Saison-Wochenende kein Eishockey. Es geht ums Geld. „Was uns Premiere bisher angeboten hat, ist unbefriedigend“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Vergangene Saison hatten die Klubs insgesamt gut drei Millionen Euro vom Pay-TV-Sender erhalten. Das letzte Angebot von Premiere lag deutlich darunter. Seitens des Senders war nur zu erfahren, dass die Verhandlungen mit der DEL noch nicht abgeschlossen seien. Interesse an Eishockey bestünde weiterhin, nach Fußball und Formel 1 sei Eishockey wichtigste Sportart für den Sender.

CHRISTIANE MITATSELIS