Arminia muss auf die Couch

Nach dem 1:1 gegen Mainz sieht Bielefelds Trainer Uwe Rapolder seine Elf reif für den Psychologen. Wieder einmal konnte Aufsteiger Arminia trotz numerischer Überlegenheit nicht gewinnen

Coach Rapolder beklagte Gegentore nach „stillstehenden Bällen“

AUS BIELEFELDROLAND LEROI

Einen wirklich guten Ratschlag gegen die Erfolglosigkeit wusste Fatmir Vata nicht. „Wir sollten in Zukunft darauf achten, dass unsere Gegner die Spiele mit elf Mann beenden. Dann können wir vielleicht mal gewinnen“, sagte der Stürmer von Arminia Bielefeld, der mit seinem Team gegen den FSV Mainz 05 nicht über ein 1:1 hinaus gekommen war. Vielmehr als die statistische Randnotiz, dass der Rekordaufsteiger auch im vierten Versuch dieser Saison einen Sieg verpasst hatte, ärgerte Vata aber eben, dass Mainz die Partie mit nur zehn Mann beenden musste. Offenbar hatte es sich bis nach Rheinhessen herumgesprochen, dass die Bielefelder mit dieser Konstellation ihre Probleme haben. Schon Mönchengladbach (0:0) und Bochum (1:2) konnten ihre Partien in Ostwestfalen nicht vollzählig beenden, dafür aber ebenso wie Mainz punkten.

„Aus unerfindlichen Gründen scheint uns eine Überzahl zu lähmen“, fand Marco Küntzel, der für Vata zunächst auf die Reservebank musste und erst nach dem Seitenwechsel aufs Spielfeld durfte. Gerade noch rechtzeitig, um die wichtigsten Höhepunkte live mitzuerleben. Nachdem die druckvolle Arminia schon im ersten Durchgang einige Chancen versiebt hatte, scheiterte danach Ervin Skela mit einem Foulelfmeter, bekam der Mainzer Marco Rose besagte Gelb-Rote Karte und erzielte Delron Buckley mit einem abgefälschten Distanzschuss die 1:0-Führung. Eigentlich ideale Voraussetzungen, um das ungeduldige Publikum zufrieden zu stellen und die sehnlichst erhoffte Siegesparty zu starten.

Wenn da nicht die Sache mit dem Kopf wäre. Denn damit würde Fußball nun mal entschieden, glaubt Vata zu wissen. „Mental sind wir noch nicht in der Bundesliga angekommen. Unerklärlich, warum wir mit einem Mann mehr ständig einbrechen“, meinte der Albaner. Erst in Unterzahl konnte Mainz seine Fehlerquote eindämmen, die Bielefelder in deren Hälfte einschnüren und per Freistoß ausgleichen.

Diese Szene brachte Heimcoach Uwe Rapolder aus der Fassung. Mit einem schallenden Knall pfefferte der Arminen-Trainer kurz darauf die Kabinentür ins Schloss und fast aus der Verankerung, um dann zu beteuern, dass man nach so einem Spiel halt nicht mehr wisse, „wohin man mit seinen Emotionen soll.“ Sorgsam hatte der Coach bereits ausgerechnet, dass man drei der vier bisherigen Gegentore nach „stillstehenden Bällen“ erhalten habe. Derlei unerwünschte Wiederholungen könne auch der stärkste Ostwestfale nur schwer verdauen, gab der Übungsleiter zu Protokoll.

Skelas verschossener Strafstoß, den der insgesamt glänzend aufgelegte FSV-Keeper Dimo Wache pariert hatte, fiel da kaum noch ins Gewicht. „Das war nicht spielentscheidend, weil uns ja trotzdem die Führung gelang“, präsentierte sich der Fehlschütze ohne Schuldgefühle. Momentan würden solche Szenen und Spielverläufe halt passen, meinte Skela, der neidisch zu den Mainzern schaute. Zum Mitaufsteiger passt der Erfolg. „Den gönnt uns jeder in Deutschland, auch in Bielefeld“, glaubte der Mainzer Präsident Harald Strutz, der davon ausgeht, dass man in den nächsten Wochen „weiter marschieren“ werde.

Davon war bei Arminia Bielefeld am Samstag keine Rede. Zum Abreagieren habe Rapolder seine Jungs zum Auslaufen geschickt. Ob das ausreicht, wusste er aber nicht zu sagen. „Die psychologischen Momente sind gravierend“, meinte Rapolder. Denn nach der 1:0-Führung hätte man nichts mehr zu gewinnen gehabt: „Das ist eine Kopfsache und uns unterliefen direkt die Fehler, die uns um den Lohn der Arbeit brachten.“ Der Coach wollte nicht ausschließen, dass seine Spieler „reif für die Couch“ seien, machte aber ebenso deutlich, dass er sich für den besten Psychologen hält. „Alle sind niedergeschlagen, aber bis Dienstag habe ich die Jungs wieder aufgebaut“, sagte Rapolder. Die Arminia tritt dann im Pokal bei den Kölner Amateuren an. Es ist den Bielefeldern zu wünschen, dass beim Abpfiff noch alle elf Kölner auf dem Rasen stehen.