Keine Kirchtürme mehr

Konzept „Wachsende Stadt“ soll für die Boom-City im Hamburger Speckgürtel gelten

norderstedt lno ■ Das Hamburger Konzept der „Wachsenden Stadt“ muss nach Überzeugung von CDU-Bürgermeister Hans-Joachim Grote auch für Norderstedt gelten. „Wir sind keine Schlafstadt für Hamburger mehr“, sagt Grote, „die Zeiten der Kirchturmpolitik sind vorüber.“

Denn Norderstedt boomt gewaltig und hat sich zum Oberzentrum für das südliche Schleswig-Holstein entwickelt. Im Jahr 2002 fuhren täglich 18.500 Arbeitnehmer zu Arbeitsplätzen außerhalb der Stadt, 22.000 kamen nach Norderstedt hinein – ein Pendlerüberschuss von 3.500. „Wenn wir den Standort erhalten wollen, müssen wir den Gedanken der ‚Wachsenden Stadt‘ verfolgen“, sagte Grote. Die Landesplanung sieht als Ziel rund 80.000 Einwohner vor.

Das größte Problem ist jedoch, dass die Stadt keine erschlossenen Gewerbeflächen mehr hat. Mit Hamburg wird deshalb über Möglichkeiten zur Nutzung eines 12 Millionen Euro teuren Geländes am nördlichen Rand des Flughafens Fuhlsbüttel verhandelt. Ein ursprünglich dort geplantes Logistikzentrum lässt sich nicht mehr verwirklichen. „Wir verhandeln auch über einen Flächentausch“, so Grote. Hamburg erhielte attraktive Grundstücke in Flughafennähe, Norderstedt könne weitere Bebauungsgebiete ausweisen. Der Hansestadt gehören noch Flächen auf Norderstedter Gebiet.

Norderstedt ist die größte kreisangehörige Stadt Schleswig-Holsteins und stellt rund ein Drittel der Einwohner des Landkreises Segeberg. „Dabei bieten wir fast alle Dienstleistungen selbst an“, Nutznießer des Kreises sei die Stadt kaum: „Das ist ein recht einseitiges Verhältnis.“ Überlegungen, eine kreisfreie Stadt wie die kaum größeren Flensburg oder Neumünster zu werden, gebe es aber nicht. Grote schwebt dagegen vor, Norderstedt nach dem Vorbild anderer Bundesländer zu einer „Großen Kreisstadt“ zu machen.