Bilder von Zuwanderung

Das „Projekt Migration“ soll die Geschichte der Migration erforschen und 2005 eine Ausstellung in Köln vorbereiten

KÖLN taz ■ „Warum wird Migration in Deutschland immer nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten diskutiert?“, fragt sich Virginia Friedlaender vom Kölnischen Kunstverein. „Warum spielt die Bereicherung unserer Kultur durch Migranten keine Rolle?“ Eine Antwort auf diese Fragen erhofft sie sich vom „Projekt Migration“, dessen Geschäftsführerin sie ist.

Mit 5,4 Millionen Euro von der Kulturstiftung des Bundes gefördert, sollen der Kunstverein, das Dokumentationszentrum für Migration aus der Türkei (Domit), das Frankfurter Institut für Kulturanthropologie und das Züricher Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst dreieinhalb Jahre lang nicht nur die Geschichte der Migration in Deutschland erforschen, sondern in Zusammenarbeit mit Künstlern aller Genres auch neue Wege finden, die Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ende 2005, zum 50. Jahrestag des ersten Anwerbevertrags mit Italien, soll die Ausstellung in Köln eröffnet werden.

Dass dieses Projekt gerade in Köln organisiert wird, ist kein Zufall. Zum Einen wird so an die Zeit erinnert, als der Bahnhof Deutz der zentrale Verteiler für Arbeitsmigranten aus Spanien und Portugal war. Zum anderen hängt es mit Kathrin Rhomberg, Projektleiterin und Direktorin des Kunstvereins zusammen. Bevor sie vor zwei Jahren dieses Amt übernahm, hatte sie in Wien schon zahlreiche Ausstellungen über Migration und Grenzen kuratiert. Auch ihr Kölner Programm spiegelt das wider.

Das Projekt Migration untersucht die unterschiedlichsten Aspekte, etwa die Darstellung von Migranten in „Tatort“-Krimis oder Statistiken. In Köln gab es schon eine Vortragsreihe über Migration und Architektur, Diedrich Diedrichsen analysierte in einer Filmreihe, welchen Blick Hollywood auf das Fremde hat. Und der Philosoph Zlavoj Zizek sprach hier über die Zukunft der Städte infolge von Zu- und Abwanderung. Noch unerforscht: deutsche „Gastarbeiter“ etwa in arabischen Ländern oder deutsche Rentner auf Mallorca.

Insgesamt, findet Friedlaender, hat Deutschlands Forschung noch einen großen Nachholbedarf in Sachen Migration. Kritik übt sie auch an der deutschen Kunstszene: „Kunstimmanente Fragen scheinen wichtiger zu sein als dieses gesellschaftspolitische Problem.“ jürgen schön