Afrika auf dem Teerhof

Wehren sich die Afrikaner gegen die Modernisierung? Afrika-Experte Bartholomäus Grill stellt seine Thesen vor

BREMEN taz ■ Der Journalist Bartholomäus Grill ist heute Abend auf Einladung der Uni Bremen im Teerhof zu Gast. Er lebt in Kapstadt und arbeitet seit zehn Jahren als Afrika-Korrespondent der ZEIT.

Im Gästehaus der Universität liest er aus seinem neuen Buch „Ach, Afrika“ und stellt seine Thesen zur Diskussion. Nicht nur von der viel zitierten „unbändigen Lebenslust, Schönheit und Gelassenheit“ wird er berichten. Grill benennt auch die teils verheerenden Folgen der Kolonialisierung Afrikas, die bis heute nachwirken: Die Eroberung und Ausbeutung des „schwarzen“ Kontinents zerstörte die traditionellen Wirtschaftsformen und die soziale Ordnung, brachte Elend und Chaos.

Doch die Schuld an Bürgerkriegen, Flüchtlingsproblematik und AIDS kann heute nicht mehr auf die „Erste Welt“ geschoben werden, so Grill. Seine provozierende Kernthese: Die Modernisierung Afrikas sei gescheitert, weil die Bewohner des riesigen Kontinents selbst sich ihr verweigert hätten. Er behauptet, dass despotische Präsidenten und plündernde Eliten verhindert hätten, dass nach dem Ende der Kolonialzeit und dem Ende des alten Afrikas ein neues Afrika entstehen konnte.

Steile Thesen, die viel Kritik hervorgerufen haben. Auch auf der heutigen Veranstaltung soll Grill nicht unwidersprochen bleiben: Mitglieder der Cameroonian Community, ein Club von in Bremen studierenden Kamerunern, werden mit Grill diskutieren und das „Modernitäts-Defizit“ Afrikas aus ihrer Sicht analysieren.

Die Kameruner Studis gehören zu den laut Ausländerzentralregister 4.863 Menschen, die aus Afrika stammen und zurzeit im Land Bremen zu Hause sind. Die meisten von ihnen, 1173 Personen, kommen aus Ghana. Die zweitstärkste Gruppe stellt Marokko mit 552, gefolgt von Nigeria mit 412 Bremen-Bewohnern.

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Lesung mit Diskussion: Heute Abend um 19 Uhr im Gästehaus auf der Teerhofinsel