Auf Sand gebaut

Günter-Grass-Stiftung zieht Bilanz: zu wenig Privatgeld

Bremen taz ■ Ob die Grass-Stiftung in Bremen dauerhaft überleben kann, ist nach Angaben ihres Vorsitzenden Dieter Berghöfer unklar. Wenn es nicht mehr private Spenden aufzutreiben seien, könne die Stiftung kaum länger als fünf Jahre arbeiten. „Aber bei den Bremern sind größere Summen für solch ein literarisches Projekt kaum einzuwerben“ bilanziert Berghöfer vier Jahre nach Gründung der Stiftung. Einzige Alternative wäre dann die weitere Unterstützung durch das Land Bremen.

Dessen Regierungschef Henning Scherf – zugleich Vorsitzender des Kuratoriums der Grass-Stiftung – habe mit Hilfe der von ihm „vermittelten“ Gelder die Stiftung überhaupt erst lebensfähig gemacht, so Berghöfer. Vorher habe man lediglich 50.000 Euro besessen – zu wenig, um sinnvoll zu arbeiten.

Zwar verfügt die Grass-Stiftung mittlerweile über die von seinem Vorstand eingeforderten 1,2 Millionen Euro, so Berghöfer. Doch von dem Eigenkapital in Höhe von 700.000 Euro stehen der Stiftung nur die Zinserträge zu. Damit bleiben für die laufenden Kosten nur noch die 500.000 Euro aus der Spende des Energieversorgers EWE. Mit diesem Geld sieht Berghöfer aber nur die Anlaufzeit abgesichert. Zum Streit um die Herkunft der Gelder will sich der Vorsitzende nicht äußern. „Das hat mit uns wenig zu tun“.

Aufgrund der fehlenden Spenden sei man überhaupt erst seit einem Jahr arbeitsfähig, so Berghöfer weiter. In dieser Zeit wurden nach Angaben des Medienarchivars Thilo Rohner erst rund 900 Film- und Tondokumente in den Bestand aufgenommen. Ziel der Stiftung ist es, alle Lesungen, Reden, Interviews sowie Hörfunk- und Fernsehbeiträge des Autors zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am Ende soll eine Datenbank entstehen, auf die man auch über das Internet zugreifen kann. mnz