Aus dem Schatten des Punk

Vorwärts immer, rückwärts nimmer: Die einflussreichen britischen Post-Punker „Wire“ haben sich auf ihrem aktuellen Album „Object 47“ schon wieder neu erfunden

Können auch diese Woche wieder nostalgische 40-Jährige einigen 50-Jährigen beim Punkmachen zuschauen? Die Antwort lautet: Nein, denn die britischen „Wire“ bestehen zwar seit 1976 und können in einen nicht nur zeitlichen Zusammenhang mit Punk gestellt werden. Bereits auf „Pink Flag“, ihrer ersten LP, haben sie allerdings gezeigt, wie viele Lichtjahre sie von den dahinrumpelnden, bierseligen Eins-zwei-drei-fuck-fuck-fuck-Hymnen ihrer Zeitgenossen entfernt waren. „Wire“ waren in ihrem Sound schon immer relativ einzigartig: in ihrer Reduziertheit magisch, in ihrem unbedingten musikalischen Veränderungswillen unbestechlich, in ihrer ironischen Distanz zum Punk sicher näher an dessen guten Momenten als viele andere Bands.

Und so gehören sie gleichermaßen in die Kategorie „Post-Punk“. Während der Begriff in der zeitgenössischen Musikberichterstattung allerdings vor allem Hilflosigkeit ausstrahlt und offenlegt, dass in der Rockmusik nach Punk – also seit schlappen 22 Jahren – nichts entstanden ist, was tatsächlich einen eigenen Namen verdient hätte, ist er in Bezug auf Bands wie „Wire“ als Prädikat zu verstehen – und als bis heute nicht endender Versuch, aus dem Schatten des Punk zu treten. Danke übrigens für diese Hoffnung.

Und so haben sich „Wire“ seit ihrem 2003er-Album „Send“ schon wieder neu erfunden. Vor einem knappen Jahr ist das aktuelle reguläre Album „Object 47“ erschienen: die insgesamt 47. Veröffentlichung und die erste ohne Gitarrist Bruce Gilbert, aber ganz sicher kein melancholischer Blick zurück. Sondern gewissermaßen die Antithese zum Vorgänger: War „Send“ klaustrophobisch und komprimiert, Oberfläche statt Tiefe, setzt „Object 47“ auf volle Farben und melodische Sensibilität. SCHUH

So, 21. 3., 20 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84. Es gibt noch einige Restkarten an der Abendkasse