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WOCHENÜBERSICHT: KINDERHORTTante Prusseliese sucht nach den schönsten Spielsachen

„Da sagte von Ribbeck: Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.“ Sprach’s, schloss den finalen Vorhang, und keine 15 Jahre später konnten die Kinder dem neuen, fiesen Park- und Baumbesitzer die Zunge rausstrecken und ihre Birnchen vom Bäumchen pflücken, das auf dem Ribbeck-Grab gewachsen war. So weit Fontane. Doch nicht nur wegen der Birnen: Im Spielzeugmuseum im Havelland (Schulweg 1, 14728 Kleßen, Mi–So 11–17 Uhr) kann man sich und den Kleinen garantiert ganze Nachmittage mit Blech- und Holzspielzeug, Kaufmannsläden, Kasperltheater und sonstigem altmodischen und ökologisch korrekten Kunsthandwerk die Zeit vertreiben. Und wer sich im Havelland mal umguckt, fällt ohnehin fast vom Stängel: In der Nähe befinden sich noch 1.) Stölln – wo Otto Lilienthal das erste Mal geflogen ist, 2.) Kampehl – wo die mysteriöse Mumie des Ritter Kahlbutz liegt, und jetzt, liebe kleine Kinder, hört mal schnell weg, und ihr, liebe blutrünstigen Großen, sperrt die Ohren auf: Wieso jene Mumie eine solche ist, wurde tatsächlich auch von Medizinerseite her nie genau geklärt, der Ritter, der vermutlich den Freund einer seiner Mägde und erzwungenen Liebhaberinnen erschlagen hatte, wollte dies nie zugeben, sondern behauptete steif und fest: „Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann, wolle Gott, soll mein Leichnam nie verwesen.“ Und apropos steif und fest: Jetzt liegt er immer noch da, der Leichnam. Seit 1702, als der Ritter mit nur 51 Jahren starb. Schön gruselig, oder? (Töpferhof Kampehl, Kampehl 24, 16845 Neustadt/Dosse, Di–So 10–12 und 13–17 Uhr). Und jetzt noch schnell ein Tippchen für die Stadt: Im Erholungspark Marzahn gibt es neben viel spitzenmäßiger Natur auch den Heckenirrgarten, 600 Meter Gesamtweglänge, vier Sackgassen, drei Wegschleifen, o, là, là, am besten, man hängt den Kleinen Glöckchen um! Oder Handys (Eisenacher Straße 99).

www.spielzeugmuseum-havelland.de, www.toepferhof-kampehl.de, www.gruen-berlin.de/marz

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