Lehrerstand: Alt, krank, frustriert – gut bezahlt

Die Lehrerstudie der OECD guckt sich die Lehrkräfte in Deutschland an – und entdeckt eine demotivierte Berufsgruppe

BERLIN taz ■ Der deutsche Lehrerstand ist im internationalen Vergleich sehr gut bezahlt, sehr alt, beteiligt sich extrem selten an Fortbildungen und ist in den Augen der Schüler didaktisch nicht auf dem neuesten Stand. Das steht in der Studie „Attracting, Developing and Retaining Effective Teachers“ der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit. Die Studie liegt der taz vor und wird heute in Berlin von der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Doris Ahnen (SPD), vorgestellt.

Die Lehrerstudie, die auf Recherchen internationaler Bildungsexperten beruht, bestätigt eine Reihe von (Vor-)Urteilen über den Lehrerberuf – außer im Einkommen. Danach sind die deutschen Lehrer im OECD-Vergleich die Topverdiener. Grundschullehrer (Berufsanfänger) verdienen fast 38.000 Dollar und damit 16.000 mehr als der OECD-Schnitt, Gymnasiallehrer (15 Berufsjahre) über 52.000 Dollar und damit 18.000 mehr.

Lehrer sind laut der Studie die ältesten innerhalb der untersuchten Staaten – in der Grund- und der unteren weiterführenden Schule ist die Hälfte der Lehrer 50 Jahre und älter. Zum Vergleich: Im OECD-Mittel ist nur ein Viertel der Lehrer in diesem Alter. Befragte Schüler und Lehrer (Pisa 2000) gaben an, dass der Großteil der Pädagogen auf eine Art des Lehrens zurückgreife – den Frontalunterricht vom Pult aus. Besorgnis erregend ist, dass ein Drittel der Lehrer sich psychisch überfordert fühlt.

Die KMK hat nach Informationen der taz die Autoren der Lehrerstudie nicht zur Präsentation eingeladen. Nach der herben Kritik am Bildungssystem vergangene Woche wollen sie die Interpretation offenbar selbst vornehmen. CHRISTIAN FÜLLER

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