Unbekannte Leuchttürme des Reviers gesucht

Der Verein „Pro Ruhrgebiet“ will neben prominenten Revierbewohnern nun auch engagierte Normalos als „Bürger des Ruhrgebiets“ auszeichnen. 2004 wird der Einsatz im Bildungsbereich ausgelobt, jedeR kann Vorschläge einreichen

RUHR taz ■ Engagement fürs Ruhrgebiet soll sich jetzt lohnen, auch die guten Taten des gemeinen Revierbürgers. In den vergangenen 22 Jahren hatte der „Verein pro Ruhrgebiet“ (VpR) nur prominente BewohnerInnen für ihre Verdienste ausgezeichnet. Doch nun soll der „Revierbürger von nebenan“ in die Öffentlichkeit geholt werden. „Wir wollen auch diejenigen ehren, die im Stillen wirken“, sagte gestern Dieter Bongert, Vorsitzender des VpR, bei der Vorstellung des neuen Konzeptes in Essen.

Seit 1981 zeichnet der Verein jährlich einen „menschlichen Leuchtturm“, so Bongerts Wortlaut, aus. Die von Künstler Wolfgang Prager entworfene Siegestrophäe – ein in Stahl geschmiedetes R wie Ruhrgebiet – haben unter anderem Schalkes Fußballmanager Rudi Assauer, Herberts Mediziner-Bruder Dietrich Grönemeyer und Ex-NRW-Ministerpräsident Johannes Rau erhalten. Ein prominenter Ruhrbürger wird auch in Zukunft direkt vom Vorstand ausgewählt.

Für die Verleihung des zweiten „R“, an eine unbekanntere Person aus dem Ruhrgebiet, sollen die Vorschläge aus der Revierbevölkerung kommen. Jeder darf jeden vorschlagen, nur nicht sich selbst. „Wichtig ist, dass bei den Kandidaten der Ruhrgebietsbezug klar erkennbar ist“, sagt Bongert. Außerdem wolle man jedes Jahr ein bestimmtes Arbeitsfeld auszeichnen. Im Jahr 2004 sind Vorbilder aus Erziehung, Bildung und Ausbildung gesucht. Vorschläge können bis zum 20. Oktober beim VpR eingereicht werden.

Einer der Mitglieder der neuen Jury „Bürger des Ruhrgebiets“ ist Johann Philipps, Kreishandwerksmeister aus Bochum. Der Unternehmer ist selbst im Ausbildungsbereich ehrenamtlich engagiert. „Die Tätigkeit des Kandidaten zum Gemeinwohl muss nachhaltig wirken“, sagt Philipps zu seinen Auswahlkriterien. Außerdem solle sich der oder die Engagierte „solidarisch mit dem Ruhrgebiet als Großstadt“ zeigen. In der Jury sitzt auch die NRW-Ministerin für Wissenschaft und Forschung, Hannelore Kraft (SPD).

Neben welcher bekannten Reviergröße der Bürger aus dem Volk im Januar geehrt werden soll, ist noch nicht entschieden. Kandidaten sind unter anderem Klaus Tenfelde, Leiter der Stiftung „Bibliothek Ruhrgebiet“ sowie Roberto Ciulli vom Mülheimer Theater und Liedermacher Frank Baier aus Duisburg.

NATALIE WIESMANN