IB mal ganz unsozial

Träger von Jugendarbeit kündigt in NRW Süd der halben Belegschaft. Betriebsrat hält das nicht für rechtens

KÖLN taz ■ Der Internationale Bund (IB) wirft derzeit reihenweise Mitarbeiter raus. Die Welle von Kündigungen und Stellenstreichungen bei dem Träger von Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit betrifft allein beim IB-Verbund NRW Süd nach Angaben des zuständigen Betriebsrats 118 von 200 Beschäftigten. Ursachen seien Änderungen bei der Auftragsvergabe der Agentur für Arbeit (AA) und die Auslagerung von bislang im IB-Verein erbrachten Leistungen in eine gemeinnützige GmbH, so Betriebsratschef Jürgen Inhoff. Die Geschäftsführung des IB NRW Süd war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die AA ist ein Hauptkunde des IB beim so genannten Stützunterricht für Auszubildende. In Kooperation mit den ausbildenden Firmen und finanziert von der AA, helfen bundesweit rund 10.000 IB-Mitarbeiter Azubis, die in der Lehre Schwierigkeiten haben. Seit der AA-Reform werden die Aufträge nach neuen Gesichtspunkten vergeben. Unter den Trägern entstand ein verschärfter Wettbewerb um das günstigste Angebot. Der IB hat deshalb versucht, mit der Auslagerung der Dienste in eine neue GmbH im Preiskampf zu bestehen. Doch die Maßnahme nützte nicht viel: Rund die Hälfte der bislang betreuten Teilnehmer hat der IB an andere Anbieter verloren. Dieser Auftragsschwund dient nun als Argument für die Entlassungen.

Die Kündigungen seien nicht rechtens, weil bei einer Umwandlung der Betriebsform eine 12-monatige Schonfrist für die Angestellten bestehe, so Inhoff. Mit den Kündigungen wolle der IB die Weiterzahlungspflicht umgehen. Inhoff forderte die IB-Geschäftsführung auf, die Kündigungen, soweit noch möglich, zurückzunehmen. Für die Zukunft der Ausbildungsunterstützung fürchtet der Betriebsratsvorsitzende einen „immensen Qualitätsverlust“.

SEBASTIAN SEDLMAYR