Alles verkehrt

Bau eines norddeutschen Großflughafens in Schleswig-Holstein wieder im Gespräch. Verkehrsministerkonferenz der Länder beklagt Probleme mit dem Naturschutz

hamburg taz ■ Den Bau eines norddeutschen Großflughafens bei Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein hat Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Ulldal (CDU) wieder ins Gespräch gebracht. „Die Option“ darauf müsse gewahrt bleiben, denn spätestens 2030 seien die Kapazitäten des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel erschöpft. Wegen der langfristigen Planungen für einen norddeutschen Zentral-Airport etwa 40 Kilometer nördlich der Hansestadt müsse eine Alternative frühzeitig vorbereitet werden.

Entsprechende Pläne hatte der Hamburger Senat 1981 zu den Akten gelegt. Stattdessen wurde und wird noch in den Ausbau Fuhlsbüttels investiert. 350 Millionen Euro für zwei neue Terminals und der Bau einer S-Bahn in die City sind beschlossene Sache. Die Sinnfrage stellt deshalb auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Anke Hartnagel. „Unfaire Spekulationen“ wirft sie dem Senator vor. Die Finanzierung für das Großprojekt sei „vollkommen unklar“ und dessen Bedarf „zweifelhaft“. Auch die Kieler Landesregierung sieht die Angelegenheit gelassen. Man werde „zu gegebener Zeit“ mit Hamburg darüber sprechen, so das Verkehrsministerium, „so in zehn bis 15 Jahren“.

Die Konferenz der Verkehrsminister der deutschen Bundesländer (VMK) forderte nach ihrer zweitägigen Jahrestagung gestern in der Hansestadt den Bund auf, ein Gesamtkonzept für alle Verkehrsträger zur Fußball-WM 2006 in Deutschland vorzulegen. Zentrale Punkte sind die Anbindungen der WM-Städte an Flughäfen und Bahnhöfe. Vor allem die Bahn müsse wegen des zu erwartenden Verkehrschaos bei dem „Weltereignis“ endlich attraktive Lösungen anbieten, fordert die VMK. Dies betreffe ein deutschlandweites WM-Ticket ebenso wie die Neugestaltung von Bahnhöfen und S-Bahn-Stationen. In Norddeutschland sind Hannover und Hamburg als Spielorte vorgesehen.

Zum Teil „erhebliche Probleme“ beklagten die Verkehrsminister erwartungsgemäß im Hinblick auf den Naturschutz. Die von der EU geforderte Anmeldung von Schutzgebieten nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie wird demnächst abgeschlossen. Die VMK drohte an, auf ihrer nächsten Konferenz Ende März das Thema „kritisch zu erörtern“. Und wird vermutlich zu dem Schluss kommen, dass beim Umweltschutz vieles verkehrt laufe. sven-michael veit