Im Galopp ins Defizit

Wirtschaftsressort muss gleich zwei Fehlschläge einräumen: Die mit Staats-Millionen aufgepäppelte Rennbahn trägt sich nicht. Und Wirtschaftsprüfer können dem Space Park leider keinen Wert attestieren. Grüne: Tourismus-Großprojekte gescheitert

Bremen taz ■ Die Bremer Rennbahn in der Vahr erwirtschaftet trotz Millionen-Investitionen des Staates weiter rote Zahlen. Das musste das Wirtschaftsressort gestern gegenüber den Wirtschaftsdeputierten einräumen. Über 20 Millionen Euro Steuergeld hat Bremen für den Umbau der Rennbahn in der Vahr und den Neubau einer Trainingsrennbahn in der Arberger Marsch locker gemacht. Die Besucherzahlen bei den Rennen, so die optimistische Prognose, sollten sich mehr als verdoppeln – zahlungskräftige Mehr-Tages-Touristen inklusive. Die Realität, die der gestern vorgelegte Con–trolling-Bericht ausweist, sieht anders aus: Rückläufige Besucherzahlen, ein Defizit von 362.000 Euro allein im ersten Halbjahr, und das trotz Sponsorings durch die Stadt Bremen in Höhe von 302.000 Euro. Die Zahl der Sponsoren aus der Privatwirtschaft hat ab- statt zugenommen. „Das ist bitter“, kommentierte der grüne Wirtschaftsdeputierte Klaus Möhle.

Rennbahn-Chef Michael Göbel widersprach. Verantwortlich für das schlechte Ergebnis seien die Verzögerungen bei den Um- und Neubauten. Der Wirtschaftsplan der Rennbahn berge insofern einen „kleinen Irrtum“, weil er von einem schon 2001 abgeschlossenen Umbau ausgehe. Bei dem derzeitigen „Tohuwabohu auf der Baustelle“ sei es kein Wunder, dass die Besucher ausblieben. Zudem habe man die Marketing-Aktivitäten in diesem Jahr zurückgefahren, um keine „halbfertigen Anlagen“ zu bewerben. Hotel, Parkplätze und Trainingsrennbahn sollen nächtes Jahr fertig gestellt werden, 2006 werde dann das erste „Normaljahr“, sagte Göbel. Man könne sich schon fragen, „inwieweit die Wirtschaftlichkeit der Rennbahn gegeben sei, wenn Sponsoren abspringen“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Max Liess.

Space Park ohne Wert

Möhle erklärte das Tourismus-Konzept der großen Koalition für gescheitert und verwies dabei auf Musical und Space Park. Auch bei dem Gröpelinger Raumfahrt-Projekt musste das Wirtschaftsressort gestern eine Schlappe einräumen. War das leerstehende Shopping-Center mit staatlich alimentierten Vergnügungsbetrieb Ende Januar 2004 noch 133 Millionen Euro wert, lautete in etwa die Frage, die das Wirtschaftsressort Anfang des Jahres an Wirtschaftsprüfer gerichtet hatte. Beziehungsweise die Bitte: Dem unvermietbaren Beton-Monstrum in Gröpelingen zumindest „näherungsweise“ diesen Wert zu attestieren. Die Gutachter mussten passen.

„Trotz intensivster Bemühungen“, das teilte gestern das Ressort von Wirtschaftssenator Peter Gloystein (CDU) den Wirtschaftsdeputierten mit, seien die Prüfer nicht imstande gewesen, den Wert des Unternehmens Space Park ordnungsgemäß zu ermitteln. Was zur Folge hat, dass Bremen demnächst Ärger mit der Europäischen Kommission bekommen könnte.

Grund ist ein 13,3 Millionen Euro-Kredit, den die Hansestadt 1999 der damals schon klammen und inzwischen liquidierten Köllmann-Gruppe bewilligte. Das Geld sollte den Fortbestand des Projekts Space Park sichern. „Unerlaubte Wettbewerbs-Beihilfe“ urteilte die EU und verdonnerte Bremen dazu, den Kredit zurückzufordern. Bei Köllmann aber war nichts mehr zu holen – außer seinem zehnprozentigen Anteil an der Space Park KG. Ende Januar 2004 ging der offiziell auf Bremen über, als Ablöse für den Millionen-Kredit. Nur: 13,3 Millionen Euro war das Zehntel am Space Park damals niemals wert.

Entscheidend, so das Ressort, sei jedoch der Wert des Anteils Ende 2002, als der Deal mit der Köllmann-Gruppe erstmals Konturen angenommen habe. Der Gutachter, so ließ Gloystein gestern den Parlamentariern ausrichten, habe „plausible Überlegungen und Berechnungen dargelegt“, wonach Bremen damals „von einer wenn auch nicht 100-prozentigen, so doch unter den gegebenen Bedingungen angemessenen Werthaltigkeit ausgehen durfte“. Auf Deutsch: Bremen hat nur einen mittelmäßig schlechten Vertrag unterschrieben und konnte nicht wissen, dass der Wert der Riesen-Immobilie schon wenig später komplett in den Keller sacken würde.

Sollte die EU-Kommission sich der Bremer Sichtweise nicht anschließen und den Millionen-Kredit an Köllmann weiterhin als „unerlaubte Beihilfe“ werten, müsste Bremen das einst verliehene Geld zurückverlangen. Einstehen müsste dafür dann die Dresdner Bank, der die restlichen 90 Prozent der Space Park KG gehören. Das Wirtschaftsressort wollte das gestern nicht kommentieren und verwies auf die noch ausstehende Antwort aus Brüssel. Bremen und die Dresdner Bank arbeiteten aber „an gemeinsamen Verfahren, eine Lösung für das Gesamtareal Space Park zu finden.“ sim