Off-Kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Der Plot kommt einem ungemein bekannt vor, weil er kurzerhand aus Kiplings Kurzgeschichte „The Man Who Would Be King“ und John Hustons gleichnamiger Verfilmung aus dem Jahr 1975 entlehnt wurde: Aus den beiden britischen Abenteurern, die sich irgendwo jenseits von Afghanistan zu Göttern erheben und an ihrem Größenwahn scheitern, sind in dem amüsanten Zeichentrickabenteuer „Der Weg nach El Dorado“ von Eric „Bibo“ Bergeron und Don Paul zwei spanische Kleinganoven geworden, die im Lateinamerika des 16. Jahrhunderts nach dem sagenumwobenen Goldschatz von El Dorado suchen und von den Eingeborenen als Götter inthronisiert werden. Trotz Happyend bleiben die Parallelen zu Hustons Film unübersehbar: vom merkwürdigen Fußballspiel der Eingeborenen bis zur Entlarvung der „Götter“. Denn echte Götter bluten nun einmal nicht. Für ganz kleine Kinder ist der Film deshalb nichts, zumal „Der Weg nach El Dorado“ auf Niedlichkeiten verzichtet: Die Dialoge sind frech und witzig, und die Hauptfiguren Tulio und Miguel erweisen sich als ausgesprochene Schlitzohren, die schon bald zu streiten beginnen, ob sie sich lieber mit den errungenen Reichtümern aus dem Staub machen oder den Indianern gegen einen fiesen Priester und den Eroberer Cortez helfen sollen.
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Eigentlich klingt die Musik überhaupt nicht nach Blues, sondern ganz und gar lateinamerikanisch: Zwei Akustikgitarren, ein Bass und viele Perkussionsinstrumente gehören zur Standardbesetzung, wenn die aus der Dominikanischen Republik stammende Bachata-Musik aufgeführt wird. Doch unzweifelhaft gibt es eine spirituelle Nähe zum Blues, denn Bachata ist die einst übel beleumundete Musik der unteren Bevölkerungsschichten: Die Texte erzählen vom Alltag, strotzen vor sexuellen Doppeldeutigkeiten und besitzen das bluestypische, alkoholgetränkte Meine-Frau-hat-mich-verlassen-Feeling. Anlass für die solide, mit interessanten Interviews und Konzertausschnitten aufwartende Dokumentation „Santo Domingo Blues“ von Alex Wolfe ist die Beliebtheit, die Bachata inzwischen bei den hispanischen Bürgern der USA genießt. Eine Popularität, die dieser Musik ganz neue kommerzielle Dimensionen eröffnet hat, und Bachata-Sänger wie Luis Vargas zu wohlhabenden Stars gemacht hat.
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So ganz lässt sich die Entscheidung von Warner Bros., den auf einem Theaterstück basierenden Kriminalfilm „Bei Anruf Mord“ (1954) in 3-D filmen zu lassen, heute wohl nicht mehr nachvollziehen. Gab es in dem dialoglastigen Boulevardstück um einen abgehalfterten Tennischampion, der seine Frau beiseite schaffen will, doch nur geringe Möglichkeiten, die Technik der plastischen Fotografie auszureizen. Doch Regisseur Alfred Hitchcock machte das meiste daraus: Der interessanteste Effekt ergibt sich, als Grace Kelly schon halb erwürgt nach einer Schere tastet, um sich gegen einen gedungenen Mörder zu verteidigen. Dabei scheint ihre Hand direkt aus dem Bild zu ragen. LARS PENNING