Bild machen, sich bebildern lassen?

„Ich hab das Buch gelesen. Es ist hervorragend. Ob ich mir den Film anschauen werde? Natürlich nicht …“ Viele Menschen halten gerade ihre Lieblingsromane für unverfilmbar. Wahrscheinlich besteht die Befürchtung, dass der Film die Bilder zerschlägt, die im eigenen Kopf so herrlich anzusehen sind.

„Adaptionen funktionieren nur, wenn sie eine andere Perspektive bieten, wenn sie genauso eigenständig sind wie das Original“, sagt der Regisseur David Trueba, und damit stellt sich die Frage, ob Autoren und Filmemacher tatsächlich die gleichen Ziele verfolgen. Bei der Reihe „Literatur auf Celluloid“ (www.literaturfestival.com/index1_1_53. html) anlässlich des 4. Internationalen Literaturfestivals Berlin bietet sich die Möglichkeit, mit Schriftstellern und Regisseuren über ihre Erfahrungen mit den Projektionsflächen Leinwand und Papier ins Gespräch zu kommen. Javier Cercas zum Beispiel wird man als Autor des von David Trueba verfilmten Romans über den Spanischen Bürgerkrieg, „Soldiers of Salamina“ (25. 9., Filmkunsthaus Babylon) die Frage stellen können, was er denn vom Film zu seinem Buch hält. Einer Frage, der Jean-Philippe Toussaint gleich aus dem Weg geht, weil er als Schriftsteller und Regisseur beide Seiten des Geschäfts in sich vereint. Sein Film „Berlin 10:46“ (27. 9., Filmkunsthaus Babylon) erzählt von zufälligen Begegnungen im Großstadtdschungel.

„Ich hab den Film gesehen. Er war hervorragend. Warum sollte ich jetzt noch das Buch lesen?“ Klar, geht auch anders herum. Schließlich hat Kino seine Vorteile. In 90 Minuten kann man sich zum Preis eines Taschenbuchs im Kinosessel hängend die ganze Story so leicht verdaulich erzählen lassen, dass noch Platz für eine Tüte Popcorn bleibt. Ob aber Großbildleinwand im dunklen Kinosaal oder die Nachttischlampe und das gute Buch. Der Punkt ist: Eine gut erzählte Geschichte ist eine gut erzählte Geschichte. MCG