Solarfonds auch zur Altersvorsorge

Aus Sicht der Geldanleger sind Solarkraftwerke eine späte Geburt: Während die Windenergiebranche seit über einem Jahrzehnt eine feste Anlegergemeinde hat, drängen Solarfondsanbieter erst jetzt in großer Zahl auf den Markt. Anleger sollten einiges beachten, bevor sie investieren

„Bei einem Konkurs des Herstellers können die Garantien wertlos werden“

VON JÖRG WEBER/ECOREPORTER.DE

Solche Bedingungen sind in einer Marktwirtschaft selten: Der Produktlieferant arbeitet kostenlos das ganze Jahr über, außer nachts, für das Produkt gibt es einen gesetzlich vorgeschriebenen Preis, und schließlich sind die Abnehmer auch noch verpflichtet, die Ware in genau der Menge abzunehmen, die geliefert wird. Die Rede ist von Sonnenstrom. Die Stromnetzbetreiber müssen ihn laut Gesetz 20 Jahre lang mit 45 bis 57 Cent denjenigen bezahlen, die Solarstromanlagen betreiben und in die Netze einspeisen. Immer mehr Solarfonds kommen daher zurzeit auf den Markt: Gesellschaften, an denen sich Anleger beteiligen können, meist als Kommanditisten, die mindestens 5.000 Euro zahlen.

„Gesamte Ausschüttungen über 20 Jahre: 250 Prozent.“ So oder ähnlich preisen etliche Solarfondsanbieter ihre Produkte an. Wer 10.000 Euro investiert, bekommt also 25.000 Euro als Ausschüttungen. Nur: In den 25.000 Euro sind die selbst investierten 10.000 Euro bereits enthalten – sie werden wieder mit ausgeschüttet. Der Fonds selbst sorgt also für 15.000 Euro zusätzliche Ausschüttungen. Dennoch kommen etliche Solarfonds zumindest in der Prognose auf eine jährliche Vorsteuer-Rendite von 5, 6 oder sogar etwas mehr Prozent. Hinzu kommen teilweise Steuervorteile.

Zu erzielen sind solche Renditen aber nur, wenn die Solarzellen fleißig Strom produzieren. Dazu brauchen sie viel Sonne. Wie viel Strahlung über ein Jahr zu erwarten ist, prophezeien Ertragsgutachten. Abzulesen ist es auch an anderen Anlagen in der Nähe. Je mehr es zum Vergleich gibt, desto besser. Aber Achtung: Die reinen Ertragszahlen nahe gelegener Anlagen sagen nicht alles über die Qualität einer weiteren Solaranlage. Denn der Ertrag hängt nicht nur von der Zahl der Sonnenstunden pro Jahr ab, sondern von der Leistungsfähigkeit der Anlage.

Sinnvoll ist es für den Anleger, wenn sich der Lieferant der Solarmodule gegenüber dem Solarfonds zu einer Leistungsgarantie auf Photovoltaikmodule und Wechselrichter verpflichtet hat. „Technische Garantien durch den Modulhersteller geben dem Anleger ein Stück mehr Planungssicherheit“, erklärt Anlagefachmann und Buchautor Peter Grieble. Allerdings komme es darauf an, wer eine solche Garantie gebe, sagt Grieble: „Bei einem Konkurs des Herstellers können die Garantien schnell völlig wertlos werden.“

Garantien auf Teile der Solaranlage nutzen allerdings wenig, wenn derjenige, der die Anlage betreibt, nicht erkennen kann, ob sie gut funktioniert. Ob ein Garantiefall gegeben ist, steht erst fest, wenn er zumindest stichprobenartig überprüfen kann, ob die Zellen die versprochene Leistung erbringen. Bei einer großen Photovoltaikanlage muss dafür die entsprechende Messtechnik installiert sein. Sie muss es erlauben, die Gesamtleistungsfähigkeit der Anlage zu kontrollieren. Die Messtechnik ermöglicht es, die Leistung der Anlage stets im Blick zu haben. Gar nicht so selten liefern die Solarmodule weniger Strom als erwartet. Fachleute sprechen davon, dass noch vor ein oder zwei Jahren zirka 20 Prozent der Module weniger leisteten, als sie sollten. Inzwischen soll sich dieses Problem gemildert haben. Also: Ohne Messtechnik merkt man zwar auch am eigenen Portmonee, dass die Ertragswerte nicht stimmen. Nur hat der Solaranlagenbetreiber kaum eine Handhabe gegenüber dem Hersteller. Eine nachträgliche Installation der Messtechnik ist teurer und kostet Zeit und Geld.

Nicht nur die Hersteller von Solaranlagen geben Garantien für die Technik. Es gibt zusätzlich auch Energie-Ertragsgarantien, beispielsweise von einer Bank oder Versicherung. Bringt die Solaranlage weniger Leistung als im Prospekt garantiert, zahlt ab einer gewissen Unterschreitung die Versicherung. Ertragsgarantie und Versicherungen sind nicht umsonst – sie kosten immer Geld, und das mindert die Rendite. Ähnliche Sicherheit zu einem günstigeren Preis bieten solide Verträge mit Solarmodulherstellern, die zum Beispiel eine Kontrolle der versprochenen Leistung berücksichtigen. Und die bei Nichteinhalten der Leistung entsprechende Maßnahmen vorsehen, etwa die Installation zusätzlicher Module. So lange, bis der Ertrag erreicht wird, der mit der garantierten Leistungsfähigkeit möglich ist.

Wichtig ist jedoch die Betriebsunterbrechungsversicherung: Sie gleicht Ausfälle aus, die entstehen, wenn das Dach repariert werden muss und die Anlage so lange still steht. Und wie erkennt man einen guten Solarfondsanbieter? Am ehesten an der so genannten Leistungsbilanz: Das sind die wirklichen Ergebnisse der bisher von einem Unternehmen realisierten Projekte, die den ursprünglichen Prognosen gegenübergestellt werden. Im Solarfondsbereich gibt es nur ein Problem: Die meisten Anbieter arbeiten noch nicht lange mit Solarfonds, sie haben oft keine bestehenden Projekte.

So sicher das Geschäft wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Vergütung für den Sonnenstrom scheint, so relativ neu ist es eben doch noch. Und es ist keine Geldanlage für Wankelmütige: Wer einmal Solarfondsanteile gekauft hat, wird sie nur mit Schwierigkeiten wieder loswerden. Denn viele Fonds schreiben zum einen eine Mindesthaltefrist vor, zum anderen sind Anteile oft nur mit Einverständnis des Fonds zu verkaufen. Und zum Dritten gibt es keinen Marktplatz für „gebrauchte“ Fondsanteile. Das wiederum hat nichts mit den Solarfonds selbst zu tun, sondern mit der Art dieser Geldanlage: Fonds, die auf Kommanditanteilen beruhen, sind zwar jedes Jahr ein Milliardengeschäft in Deutschland – ob Schiffs- oder Medienfonds, Wind- oder Solarfonds. Doch meist behalten die Anleger ihre Anteile 12 oder 20 Jahre.

„Gegenüber Schiffs- oder Flugzeugfonds sind Solarfonds aber zumindest pflegeleicht: Weil die Anlagen kaum mechanisch belastet sind, dürften sie ein hohes Lebensalter erreichen“, sagt Georg Hetz, Geschäftsführer der Nürnberger UDI GmbH, des größten deutschen Direktplatzierers von Neue-Energie-Fonds. Und deshalb könnten Solarfonds sogar zur Altersvorsorge taugen.