freies haschisch
: Ein konservativer SPD-Stadtchef

Seit mehr als 30 Jahren streiten sich Politiker, Aktivisten und Experten um die Frage, ob weiche Drogen die Einladung zu härterem Zeug sind. Zahlreiche Untersuchungen, Modellversuche und beherzte Liberalisierungen andernorts haben stets bewiesen, dass der entkriminalisierte Cannabiskonsum keinesfalls zu einem Run auf stärkere Drogen führt. Zumindest nicht über das statistisch übliche Maß hinaus. Vielmehr verhinderte eine Liberalisierung stets die unnötige Kriminalisierung jugendlicher Konsumenten.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Dass sich nun ausgerechnet der Regiernde Bürgermeister, Sozialdemokrat, Genussmensch und Bonvivant als beinharter Haschisch-Verteufler outet, ist in der Tat verwunderlich. Hat er damals im wilden Tempelhof nicht …, nicht mal nicht inhaliert? Wissen wir nicht. Seit gestern ist nur bekannt, dass er sich seine Meinung offenbar aufgrund von Erfahrungen Dritter gebildet hat, die in einem Drogenprojekt arbeiten. Na schön. Eine Privatmeinung, wie nun nachgebügelt wird. Dass die aber hinter den drogenpolitischen Zielsetzungen des Koaltionsvertrags zurückfällt, mit dem Wowereit seine rot-rote Senatskoalition führt, ist allerdings seltsam.

Auch dem Regierungspartner PDS fällt er mit seiner CDU-affinen „Null-Toleranz“-Linie ziemlich in den Rücken. Die PDS steht für die Legalisierung des Besitzes von 15 Gramm Cannabis – was im Vergleich zur schleswig-holsteinischen 30-Gramm-Regelung ohnehin hausbacken ist. Wowereit, der auf anderen Feldern ganz neue Pfade betritt, ist hier offensichtlich von gestern. Hoffentlich steht er einer Drogenpolitik für morgen damit nicht im Wege.