unterm strich
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Die Wandlung vom berühmtesten Filmstar der Grande Nation zur reaktionären Krawallschachtel hat ihrer Berühmtheit keinen Abbruch getan: Brigitte Bardot sorgt in Frankreich immer noch für Schlagzeilen, ob sie Tiere adoptiert, sich zwischenzeitlich mit einem Berater des Rechtsextremisten Le Pen verheiratet oder gegen „islamische Zügellosigkeit“ beim rituellen Schlachten wettert. Auch nach ihrem 70. Geburtstag, den sie am 28. September feiert, wird die Öffentlichkeit wohl nicht von ihren Auslassungen verschont bleiben.

Einer, der bestimmt nicht auf der Gästeliste der Islamhasserin steht, sorgte jüngst für die Umleitung eines Flugs der Gesellschaft United Airlines. Yusuf Islam, einst als Cat Stevens bekannt, der in den 70er-Jahren seine Musikkarriere beendete, um sich fortan ganz auf das Studium und das Lehren des Islam zu konzentrieren, saß im Flug Nummer 919 von London nach Washington, als die Behörden darauf aufmerksam wurden, dass er auf der „watch list“ der unerwünschten Personen steht. Das Flugzeug wurde nach Maine umgeleitet, Stevens musste die USA sofort wieder verlassen.

Solche Gegenwartssorgen macht sich die Oper Leipzig nicht. Sie widmet sich im Oktober einem Mythos, der bisher noch gänzlich frei von fundamentalistischer Ideologie ist. „Heidi“, ein Werk des Münchner Komponisten H. C. Mylla, kommt im Oktober als Musical in Leipzig auf die Bühne – als Mischung aus „Pop und fetziger Folklore“, wie das Opernhaus verspricht.

Ein Künstler, der nicht erst noch beweisen muss, was in ihm steckt, zieht nun eine Bilanz seines Lebens. Jörg Immendorff, Düsseldorfer Maler und Kunstprofessor, hat in einem Interview mit dem Kunstmagazin art angekündigt, trotz allen Wirbels um ihn in der letzten Zeit „bis zur letzten Sekunde weiterzumalen“. Der an einer unheilbaren Krankheit leidende Immendorff musste sich vor einigen Wochen wegen Kokainbesitzes vor Gericht verantworten. Einem ganz anderen Problem widmet sich ab dem 26. September in Frankfurt/Main das Europäische Festival für digitale Filmproduktion. Wenn die Entwicklung des digitalen Films weiter so rasant voranschreitet, werden sich Regisseure und Produzenten vielleicht bald nicht mehr mit den Allüren ihrer Stars herumärgern müssen. Schon jetzt gibt es Filme wie „Star Wars 2“, in denen Massenszenen komplett vom Computer generiert werden und Darsteller digital nachbearbeitet werden. Um diese filmische Revolution wird es auf dem wichtigsten Branchentreff Europas gehen, allerdings, so heißt es, wird der Mensch in Zukunft nicht ganz von der Leinwand verschwinden.