Bis zur Taufe dauerts noch

Beim Werftenverbund HDW-ThyssenKrupp noch Fragen offen. Begleitkommission will alle drei Standorte erhalten, IG Metall befürchtet Stellenabbau

Kiel dpa/taz ■ Das Ringen um das industrielle Konzept für den Werftenverbund HDW-ThyssenKrupp hält an. Zwar einigten sich Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern darauf, den Werften in Kiel, Hamburg und Emden zusätzlich zum Marineschiffbau ein Standbein im zivilen Schiffbau zu verschaffen, wie es Betriebsräte und Gewerkschaften gefordert hatten.

„Es reicht uns noch nicht“, betonte dann aber gestern Kiels IG-Metall-Chef Wolfgang Mädel. Strittig ist etwa die von Arbeitgeberseite geforderte Ausgründung des Überwasserschiffbaus bei Deutschlands größtem Schiffbauer HDW in eine rechtlich selbstständige GmbH.

„Man braucht diese GmbH nicht“, so Mädel. „Die Werften haben bisher ihre Zusammenarbeit auch ohne organisieren können.“ Die Gefahr bestehe, dass die GmbH dazu benutzt werden solle, „Tarife erster Klasse im U-Boot-Bau und zweiter Klasse im zivilen Schiffbau“ durchzusetzen.

Unterdessen einigte sich die neunköpfige Kommission darauf, dass an allen drei Standorten künftig „ein strategisches Marineprodukt konstruiert und gefertigt“ wird. Somit bliebe in Emden – entgegen Plänen des Managements – der U-Boot-Bau erhalten. Der Betriebsratsvorsitzende der dortigen Nordseewerke, Fritz Niemeier, wertete dies als Anfangserfolg. Die ausreichende Auslastung der 1.500 Beschäftigten sei damit auf gutem Wege.

In Kiel wird die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) nach dem neuen Konzept auch künftig sowohl U-Boote als auch zivile Überwasserschiffe fertigen. Möglich wird dies laut IG Metall durch eine „deutlich erhöhte Ausweitung des Containerschiffbaus im Verbund“. HDW soll demnach in den Jahren 2006 und2007 vier zusätzliche Containerschiffe bauen. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) mahnte, die Handelsschiffsparte dürfe sich „nicht darauf beschränken, kurzfristig einige Aufträge im Containerschiffbau nach Kiel zu holen“. Forschung und Entwicklung müssten ebenfalls gestärkt werden.

Die Beschlüsse der so genannten Begleitkommission sind allerdings nicht bindend. ThyssenKrupp Technologies, das in dem Verbund die industrielle Führung übernehmen soll, hält nach Angaben aus Unternehmenskreisen an seinem Konzept spezialisierter Werften fest.

Offen ist nach wie vor, wo der Werftenverbund seine Zentrale haben soll. Auch sind Gewerkschaftsvertreter Mädel zufolge trotz der Annäherung Arbeitsplatzverluste zu erwarten: Die IG Metall geht demnach davon aus, „dass in Kiel weit über 500 Stellen gefährdet sind“. In die neue Unternehmensgruppe bringen die Partner 9.300 Beschäftigte ein.

Am Zeitplan für die Fusion, die von Januar 2005 an greifen soll, soll sich indes nichts ändern. Der US-Investor One Equity Partners (OEP) als HDW-Eigner und ThyssenKrupp wollen wie angekündigt Ende September die Verträge unterzeichnen.

Derweil hat Schleswig-Holsteins wahlkämpfende Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) vor einem Ausverkauf des deutschen Schiffbaus gewarnt. Eine Werft wie HDW in Kiel müsse wieder in kompetente nationale Hände, sagte sie gestern der dpa. Ein starker Schiffbau sei für ganz Deutschland wichtig, Banken aber „keine guten Werftenbesitzer“, so Simonis mit Blick auf OEP. Sie könne sich ein exportorientiertes Metall verarbeitendes Unternehmen als künftigen Eigentümer gut vorstellen, sagte Simonis. Allerdings sei auch dies keine Erfolgsgarantie.