Culcha Candela haben in ihrem urbanen Reggae noch etwas Sommer gespeichert

Culcha Candela: „Union Verda-dera“ (Homeground / Universal)

Was eine knorke Reggae-Band sein will, die braucht ihren „Sunshine Reggae“. Culcha Candelas Mühen um einen locker-luftigen Sommerhit gipfeln in der seltsam unsinnlichen Aufforderung: „Genieß die Solarenergie!“ So beweisen die sieben Berliner, dass man trotz jamaikanischer Vorbilder, die wegen homophober und sexistischer Texte nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus kommen, den Offbeat adaptieren und mit politisch korrekten Inhalten auf mitteleuropäische Verhältnisse zurecht stutzen kann. Ansonsten kopieren Culcha Candela offensiv, aber nicht allzu aufdringlich das Erfolgsrezept von Seeed: Programmierter Dancehall und live gespielter Roots Reggae, HipHop-Einflüsse und babylonisches Sprachengewirr fügen sich zu einer urbanen Idee von Reggae. Culcha Candela fügen dem auf ihrem Debüt „Union Verdadera“ vorsichtig lateinamerikanische Rhythmik hinzu und vor allem Texte, die endlich über die üblichen Themen, Selbstbeweihräucherung und Lokalpatriotismus, hinaus gehen. „In diesem unserem Land kann keiner mehr was reißen / Egal ob die da vorne Schröder ober Stoiber heißen“, mag nun keine allzu neue Erkenntnis sein, ist aber für einen flotten Partysong doch ausreichend anspruchsvoll. TO