berliner szenen Am Winterfeldtplatz

Von 16 bis 17 Uhr

Es muss an den leeren Stühlen gelegen haben. An diesem Dienstag kam mir der Winterfeldtplatz wie das herbstliche Meer in einem südlichen Urlaubsort vor. Der Platz selbst wäre dann das Wasser mit einigen Badeinseln (den Straßenlaternen) sowie einer schroffen Felseninsel, die die Bucht gegen das offene Meer hin schützt (die St.-Matthias-Kirche). Manchmal, wenn während meiner Besuche eine sanfte Brise über den Platz ging, hatte ich bereits diese Meeres-Epiphanie. Aber nie so wie an diesem Tag.

Das Restaurant Lades direkt auf dem Platz markierte die Strandpromenade: Sehen und Gesehenwerden, freier Blick auf die Sporttreibenden im Wasser (auf dem Platz), die sich jetzt allerdings im Regen in die umliegenden Wohnungen geflüchtet haben. Die Cafés wirkten wie eine Restaurantreihe hinter der Uferstraße. Und die verlassenen Tische und Stühle überall, an denen die Regentropfen herunterrannen, erinnerten an die Stuhlreihen, die nun bis zum Frühjahr auf Gäste warten müssen.

Auch das also ist Großstadt: Es gibt Höhlungen in der Geschäftigkeit, in denen man plötzlich aus der Zeit fällt. Und dann sieht man etwas, das man noch nicht kennt – in dieser Stunde war es ein herrenlos herumstehendes grünes Fahrrad –, und sofort ist man zurück in der Gegenwart.

DIRK KNIPPHALS