Der Sonne in die Leitung verhelfen

Vom Wohnzimmer in die Welt: Das Unternehmen Conergy stellt Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen her

Atomkraft ade: Mit einem Mix aus Sonnen- und Windenergie sowie Biomasse

Der Winter naht und damit auch die Zeit der schlechten Laune. Denn Sonnenstrahlen lassen den Körper Endorphine produzieren, die eine opiat-ähnliche Wirkung haben. Sonne macht glücklich. Und schont Ressourcen: Scheint sie auf Photovoltaik-Anlagen, liefert sie Strom, über Solarthermie-Anlagen heizt sie das Wasser auf. Das liegt im Trend. Eine Emnid-Erhebung im aktuellen Greenpeace Magazin zeigt: 59 Prozent der Befragten wollen, dass die Förderung erneuerbarer Energien wie Wind, Sonne oder Biomasse verstärkt wird.

Der studierte Maschinenbauer Hans-Martin Rüter hat sich der Sonne zugewandt. Vor sechs Jahren gründete der gebürtige Stuttgarter in Hamburg das Unternehmen Conergy und stellt seither Photovolatik- und Solarthermie-Anlagen her.

Dabei war der Umzug in die Hansestadt eher eine wirtschaftliche Entscheidung: Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) förderten besonders den Kauf von Anlagen zur Gewinnung von Solarstrom. Vom Wohnzimmer aus baute Rüter sein Unternehmen auf. Die ersten Anlagen montierte er noch eigenhändig auf den Dächern seiner Kunden.

Inzwischen hat sich Conergy kräftig ausgedehnt und beschäftigt europaweit 320 Mitarbeiter – über 100 neue Arbeitskräfte wurden seit Jahresbeginn in allen Unternehmensbereichen eingestellt. „Bezogen auf die Filialen in Deutschland werden zurzeit 50 neue Mitarbeiter gesucht, in Hamburg unter anderem für den Einkauf, das Marketing oder die Finanzen“, sagt Pressesprecher Thomas Vespermann.

Der Hauptsitz von Conergy befindet sich immer noch in Hamburg, wenn auch nicht mehr in Hans-Martin Rüters Wohnzimmer. Die Firma belegt den fünften Stock im „Berliner Bogen“, dem Bürogebäude am Berliner Tor. Tochterunternehmen sind auch schon entstanden: Die Firma Suntechnics berät die Endverbraucher bei der individuellen Auswahl und Installation der Anlagen und arbeitet dabei auch mit Umweltbanken zusammen: Die installierte Anlage wird als Sicherheit für die Investition in die Anlage genommen. „Man braucht also kein Vermögen, um Energie aus der Sonne zu gewinnen“, stellt Vespermann fest. Die Tochterfirma Voltwerk hingegen errichtet Solarparks: große Flächen, zum Beispiel auf einem Industriegelände, auf denen Solaranlagen gebaut werden. In diese wiederum können Privatleute über Fonds investieren.

Photovoltaik, Solarthermie – die Solartechnik boomt. „Eine Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, meint Thomas Vespermann. Hinzu kommt, dass der Bund Solaranlagen durch das „Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)“ oder das Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau zur Co2-Minderung unterstützt: Derjenige, der sich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach setzt, werde zwar nicht direkt subventioniert. Doch „für seinen aus Sonne produzierten Strom besteht eine Abnahmepflicht durch die Stromlieferanten“, erklärt Vespermann. Zur Gewinnung von solar erwärmtem Wasser gibt es ebenfalls Fördermöglichkeiten, wie das „Marktanreizprogramm Erneuerbare Energien“ und die Hamburger Förderung „Heizung und Solar“.

„Effektiv, um auf lange Sicht Atomenergie und fossile Brennstoffe abzulösen“, wäre „ein intelligenter Mix aus Sonnen- und Windenergie sowie Biomasse“, blickt Vespermann in die Zukunft. Doch schließlich war auch die Atomenergie nicht von heute auf morgen da.Jennifer Neufend