Design als Ganzheitlichkeits-Garant?

Vom Braun-Rasierer bis zur Bulthaup-Spüle: Das Wagenfeld-Haus widmet sich der Suche nach „ehrlichen Produkten“

„Wie stelle ich mich einem Stuhl gegenüber?“ Eine Frage, die nur in einem Design-Zentrum gestellt werden kann, andernorts würde man sich einfach setzen. Das Wagenfeld-Haus also untersucht in der Ausstellung „Einfach gut“ die Funktion von Produktgestaltungen.

Und stellt dabei – angesichts feindlicher Übernahmen und allgegenwärtiger Produktimitate – eine gewagte These auf: Design sei nicht nur absatzsteigernde Verpackung, sondern Ausdruck einer ganzheitlichen Haltung. Kronzeuge ist Dieter Rams, langjähriger Braun-Designer. Ihm ist eine Retrospektive gewidmet, die unte anderem die Anstrengungen des Konzerns für gesunde und ästhetisch ansprechende Arbeitsplätze in’s Licht rückt.

Auch die ausgestellten Produkte anderer Unternehmen können auf Kongruenzen zwischen ästhetischer Gestalt, Funktion, Herstellungsbedingungen und Mitarbeiter-Identifikation verweisen – ausgiebig erläutert durch Video-Statements der jeweiligen Firmenchefs. Aber ist ein Produkt schon als „ehrlich“ zu bezeichnen, weil es bis ins letzte Schräubchen durchgestylt ist? Auch Braun, schon 1968 von Rasier-Konkurrent Gillette geschluckt, verlagert sich zunehmend in Billiglohnländer.

Heinz-Jürgen Gerdes von der „Bremer Design“ möchte einen „Diskurs über Design“ in Gang setzen. Ein ambitioniertes Vorhaben, zumal die Ausstellung auf kein einziges Bremer Produkt verweisen kann. Henning Bleyl

Bis 14. März, Eröffnung am Sonntag mit Dieter Rams im Schütting (17 Uhr)